Jagged Alliance 2 – Wild Fire: Eine Legende lebt weiter!


Eine Ode an einen Strategie-Klassiker. Mehr soll das nicht werden. Wenn man von vorn herein kein Faible für Strategie und Rundenbasis hat, braucht man erst gar nicht weiterlesen. Wenn man allerdings doch diesen Kick bekommst, die eigene Truppe so auszustatten, dass jede Söldner-Bewaffnung stimmt, die strategischen Fähigkeiten erwachen, wenn du den Gegner von hinten mit einer schallgedämpften Mac10 beseitigst und du gegnerische Söldner in Hinterhalte lockst, um sie gezielt auszuschalten, ohne dass Alarm ausgelöst wird, dann kannst du diese Faszination spüren, die Jagged Alliance 2: Wildfire verbreitet. Das hat 1999 schon für Furore gesorg und stellt seit dem den Meilenstein der rundenbasierten Strategie-Spiele dar. Ohne Übertreibung!

Natürlich ist JA2:WF rundenbasiert, Strategie durch und durch und dann noch in 2D – alles Vorzeichen, die im Jahre 2006 eigentlich nur noch Entsetzen hervorrufen, dass so etwas überhaupt Spaß machen könnte. Allerdings habe ich mit Jagged Alliance 2(:WF) so viel Zeit verbracht, wie mit Diablo 2, GoldenEye oder Counter-strike… Also Ewigkeiten! Doch was macht aber diesen Reiz aus? In erster Linie ist es ganz klar die Vorfreude. Man sucht sich seine Söldner gezielt aus. Als erstes braucht man eine paar schlagfertige Typen, dann einen Arzt, einen Schlösser-Knacker und auch ein Sprengstoffexperte kann auch nicht schaden. Das geniale daran: Die Charaktere sind richtige Persönlichkeiten!

Was das für Auswirkungen hat, kann von der vorzeitigen Kündigung („Mit dem arbeite ich nicht zusammen!“) bis hin Frust-Amok-Läufen reichen. Also muss man sich seine Truppe so zusammenstellen, dass sie paßt, dann stimmen auch Moral und Stimmung. Toll ist auch, dass man sich einen eigenen Charakter zusammenstellen kann, den man individuell durchs Spiel führt. Desweiteren lernen die Söldner im Verlauf des Spiels dazu, sofern sie gefordert werden. Also sind auch rollenspieltypische Elemente integriert worden, die nicht nur reine Makulatur haben. Das geniale daran: Man kann das Spiel immer wieder mit anderen Charakteren durchspielen und erlebt teilweise ganz andere Missionsabläufe, obwohl die Sektoren und Missionen allesamt gleich aussehen. Die Langzeitmotivation ist, wenn man sich einmal für das Spiel begeistert, schier unglaublich groß um nicht zu sagen: gigantisch! Ich spiele Jagged seit Teil 1 und Teil 2 und Wildfire spiele ich mittlerweile seit 7 Jahren. Immer mal wieder, versteht sich. Aber ich kann es immer wieder anders spielen, es ist wie eine Sucht, der man sich nur schwer entziehen kann!

Und gehts dann erst mal in den Kampf, entsteht ein Sammeltrieb (geil, neue Waffe, gleich mal verteilen!) und diese ungeheure Spannung, weil man sich strategisch durch die Karten schlagen muss. Gegner sehen einen sofort, wenn man tagsüber geradeaus über den Dorfplatz rennt und dabei so viel Lärm macht, wie eine horde Viertklässler in der S-Bahn. Nein, dass muss schon anders laufen, am besten bei Nacht mit Nachtsichtgeräten, übers Dach, von verschiedenen Angriffspositionen und mit Täuschnungsmanöver, damit man dem Gegner in den Rücken fallen kann.

Ich geb zu, der Anfang ist etwas träge, denn da hat man nur eine Hand voll Knarren und trifft mit denen gar nichts. Aber war das bei Diablo 2 z.B. auch nicht anders? Und bei Shootern, wo man am Anfang mit einer mickrigen Beretta umherläuft? Hat man aber erst mal den ersten Flughafen erobert und seine Söldner entsprechend ausgestattet, fängt das Spiel so richtig an. Es gibt immer wieder neue Charaktere, mit denen man reden kann, manchmal kann man sogar Einheimische oder unschlüssige Söldner rekrutieren und wenns erst einmal genug Kohle gibt und Top-Söldner erschwinglich werden, dann fühlt man sich wie der Kriegsherr persönlich:

Nachtangriff, einen Scharfschützen aufs Dach, 2 Trupps scheren aus, einer links, einer rechts, Magic knackt ein paar Schlößer und schon gehts ins Gebäude, Gasmasken auf, Tränengas rein, Gegner plätten machen, Gegenstände einsammeln, Scharfschützen auf dem Dach arbeiten lassen, Deckung geben, Überraschungsangriff ausführen etc. Es wird zum strategischen Schlagabtausch, man plant, was als nächstes passiert und schaut, ob die Strategie aufgeht! Natürlich kann man immer wieder abspeichern und nicht wenige Male merkt man, dass man Mist gebaut hat und die eigenen Söldner in eine Sackgasse gelaufen sind, wo sie nur noch mit herben Verlusten wieder rauskommen. Dann also noch mal neu laden und nochmal vom letzten Speicherpunkt was anderes raus probieren. Die Hardcore-Spieler zocken im Iron-Man-Modus, mit Zeitbeschränkung und ohne im Kampf speichern zu können… Das ist der große Kick dann, weil hier alles stimmen muss, man muss auf sehr viel achten und kann nicht einfach mal blindlinks ein paar Söldner aus dem Trupp in ein Haus reinrennen lassen.

All das kombiniert, also der große Strategieteil, mit den hervorragenden Charakten, die Spannung im Kampf, die Sammelleidenschaft und die Organisation wie bei einer Wirtschaftssimulation machen Jagged Alliance 2(:WF) für mich zu einem Meilenstein der Videospielgeschichte. Natürlich macht das nicht vielen so viel Spaß. Natürlich ist das nicht jedermanns Geschmack und viele können darüber wahrscheinlich nur entgeistert den Kopf schütteln, wie so ein „Spiel“ überhaupt Spaß machen kann – aber wenn ich mir die kleine, aber beständige Jagged-Community anschaue, dann merke ich, dass es da draußen doch noch ein paar Leute gibt, die ähnlich fasziniert sind. Ich spiele auch andere Spiele sehr gern (egal ob Shooter, Beat ‚em Ups  oder Racing-Games wie GT4 oder Forza Motorsport), aber Jagged hat es mir auf die Dauer sehr angetan, da man es immer und immer wieder spielen kann. Vor allem wenn man seine „eigenen“ Söldner ins Herz geschlossen hat.

Wildfire ist zudem mehr als nur ein kleines Update eines 7 Jahre alten Spieles. Es bietet viele, viele Erneuerungen, endlich eine höhere Auflösung (auch wenn 1024×768 Mindeststandard sind) und einige neue Söldner. Ansonsten ist das Spiel schwerer geworden, doch es ist sowieso seit je her für Strategie-Veteranen konzipiert. Man kann nur hoffen, dass die Serie irgendwann mal weiter geht.

FAZIT: Jagged ist KULT! Und wird es auch noch eine Weile bleiben! Ein Spiel, dass noch in 10 Jahren die gleiche Faszination aufbauen kann, auch wenn es eigentlich nur noch Hardcore-Fans anspricht.

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