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Man versteht es nicht. Ein Hardcore-Fan bringt ein Metroid II Remake passend zum 30-Jährigen Jubiläum von Metroid heraus und Videogame-Blog Destructoid fragt sich zu recht: Was für ein Problem hat Nintendo mit Metroid denn eigentlich?
Dazu passend zwei Reaktionen, einmal von Tom Happ, Entwickler des fantastischen Axiom Verge (@ Tom: Your work is wonderful!), dass viele Einflüsse von Metroid in sich trägt. Und einmal von Milton Guasti, Entwickler des Metroid II Remakes (@ Milton: Your Remake should be published by Nintendo directly!):
Tom Happ:
„The 3D Metroid games are on the AAA side of things, and with the poor sales/reception of Other M, I think Nintendo sees it as too big of a risk at this point. So I think Federation Force is their way of trying to break out of that trend with something smaller and innovative. But that still doesn’t answer why we haven’t heard about a 2D Metroid – which might not be that innovative or different, but it would definitely be smaller and lower risk for them.“
Milton Guasti:
„The success of so many indie Metroidvanias out there shows that people want to play games like this. It’d be great if Nintendo, creators of the genre, would start focusing more on its roots and make a proper Metroid game. I’m sure I’m not the only one wanting to play it.“
Das ist im übrigen die gleiche Diskussion wie schon 2015: What the heck is going on with the Metroid franchise? Und 2014. Und 2013… 2012… 2011… Aber warum???
Nintendos Pläne: Federation Force

Man kann natürlich hoffen, dass Nintendos neuster Metroid-Titel Federation Force ein Flop wird, denn es hat nichts mit den klassischen Metroids zu tun. Aber Federation Force ist nicht das Problem! Ein 2D Metroid könnte ohne Probleme neben Spin-offs aus der Prime-Serie existieren. Nintendo müsste nur endlich die richtigen Schlüsse aus seinen Entscheidungen ziehen!
Metroid Fusion war 2002 der letzte klassische Ansatz Nintendos. Schaut man sich die Sales der Metroid-Franchise an, so kann man einiges herauslesen [Quelle: VGChartz].
Metroid Fusion war kein Flop, ebenso wenig wie Zero Mission, auch wenn es sich weniger oft verkauft hat. Trotzdem liegt es immer noch vor Metroid Prime Hunters, das Nintendo auf der Prime-Welle schwimmen lassen wollte.
Aber diese Welle ist schon mit Teil 2 und 3 abgeflacht und die Trilogie hatte dann überhaupt keine Reichweite mehr auf der Wii. Wozu jetzt also Federation Force herausbringen?
Die negativen Reaktionen der Fans sind seit über einem Jahr klar erkennbar und trotzdem hat man nun den Titel veröffentlicht. Die Reaktionen sind gespalten: 5.9/10 von IGN, 8/10 von NintendoLife, 4.5/10 von Nintendoenthusiast, Eurogamer meint, es sei okay…
Federation Force hätte auch anders heißen können. Aber man wollte das Prime-Setting verwenden. Sozusagen, um die Marke weiter leben zu lassen. Und das, in einer Zeit, wo Metroidvania-Titel wie Dust: An Elyian Tail, Axiom Verge, Ori and the Blind Forest, Guacamelee oder Xeodrifter zeigen, dass das Metroidvania-Genre boomt!
Warum kein Metroidvania?

Warum hat man damals nicht das Potenzial erkannt, das ein 2D-Metroid hat? Ein kleines Team, back-to-the-roots, die Metroid-Geschichte weitererzählen, das finanzielle Risiko minimieren, also keinen AAA-Weg gehen. Fanservice würde ich es nennen, den man mit Federation Force definitiv verpasst.
Ernsthaft: Wer berät Nintendo eigentlich? Da schafft man es noch nicht einmal, den 30. Geburtstag von Metroid zu feiern und bringt verspätet Federation Force auf den Markt. Und sonst hat man auch nichts zum Thema zu sagen, außer DMCA lawsuits zu verschicken?
Liebes Nintendo-Team: Ihr lest das hier nicht, weil euch Fan-Meinungen generell wenig interessieren und Großunternehmen sowieso eher aus einem Kontext des Shareholder Value entscheiden. Trotzdem erlaube ich mir eine Interpretation eurer Entscheidungen aus Sicht eines Fans.
Der Blick in die Vergangenheit…
Fusion und Zero Mission waren die letzten 2D-Titel, die das Erbe der drei vorherigen Teile getragen haben. Das Genre Metroidvania hat in den letzten Jahren viel Zuspruch erhalten und einige Indie-Produktionen waren überaus erfolgreich. Dieser Erfolg hat gezeigt: Die Spieler da draußen wollen solche Spiele.

Nach Fusion und Zero Mission gab es mit Sicherheit einen Richtungsstreit bei Nintendo. Mit folgender Entscheidung: Der ominöse DS-Teil Metroid Dread als Sequel zu Fusion hat 2005/2006 keine Chance mehr bekommen und ward nicht mehr gesehen.
Dafür erschienen dann Metroid Prime Pinball (kaum der Rede wert, aber ich habe das gerne gespielt, weil ich das Pinball-Genre so mag) und Metroid Prime Hunters… Mit besagter Konsequenz.
Das hätte schon der erste „Wink mit dem Zaunpfahl“ sein müssen, das da etwas nicht stimmt. Trotzdem blieb Nintendo dabei: „Prime“ ist der neue Weg: Trilogie, Shooter-Hype, Spin-offs, Markenetablierung. Das ist alles schön und gut, Prime ist ein super Titel, Retro Studios sei Dank. Aber Prime ist nun mal keine Fortsetzung der klassischen Spiele.
Other M
Was war Nintendos letzter Metroidvania-Beitrag? Sie liefern uns 2010 Metroid: Other M, das wie eine Hollywood/Ninja Gaiden/Dead or Alive Ganzkörper-Operation wirkt, sich nicht zwischen 2D und 3D entscheiden kann und sich schlecht verkauft.
Other M war Nintendos Antwort auf einen sich verändernden Markt: Die Modernisierung der Marke und deren zukünftige Ausrichtung, dazu die Auslagerung an einen externen Entwickler. Was manchmal gut geht (Capcom und F-Zero), manchmal weniger (Namco und Starfox).

Im Fall von Metroid hat es einfach nicht gepasst: Other M war für die Fans eine Enttäuschung (Vgl. Why Other M Failed Where Prime Didn’t oder Everything Wrong with Metroid Other M). Es ist noch nicht einmal ein schlechtes Game, es ist eben nur kein Metroid!
Deswegen sollte man Other M nicht überinterpretieren: Nicht der Weg zurück von 3D zu 2,5D (oder wie man Other M sonst nennen mag) war das Problem (siehe als Gegenbeispiel Retro Studios‘ Donkey Kong Country Returns), sondern alles drum herum: Das Gameplay ohne Bezug zu Metroid, der Perspektiven-Mix ohne Sinn und Verstand, die miese Story, das generische Design, die fehlende Atmosphäre,…
Und auch die Verkaufszahlen sollte man nicht mit Zero Mission oder Fusion vermischen oder gemeinsam interpretieren: Zero Mission war ein Remake! Diese sind gerade wieder populär, aber damals war Zero Mission eben „nur“ ein Remake eines NES-Teils und inhaltlich wie spielerisch eben nicht besser als Super Metroid. In Japan hat es keine Rolle gespielt, mit über 820k Verkäufen in Europa/den USA ist es sicherlich kein Flop und Fusion war hier sogar recht erfolgreich.
Der Trugschluss: 2D und der mangelnde Erfolg in Japan haben mit Sicherheit in die Entscheidungen mit hinein gespielt, Other M an Team Ninja zu geben und für ein „cooleres Image“ zu sorgen.
Mit der Konsequenz, dass es sich in Japan und den USA noch weniger verkauft hat, als Fusion! In Europa konnte es minimal zulegen, aber wir sollten auch bedenken, dass die Hardwarebasis der Wii in Europa um Längen größer war, als 2002 der GBA…
Und der Blick in die Zukunft…
Ergo: Im derzeitigen Retro-Trend, beeinflusst durch viele erfolgreiche (und vor allen Dingen gute) Metroidvania-Titel müsste Nintendo eigentlich in den letzten 6 Jahren selbst zur Erkenntnis gekommen sein, dass sich ein 2D-Metroid sehr wohl vermarkten ließe.
Beispiel Rayman Origins, hier ist Ubi Soft ein interessantes Wagnis eingegangen: 2D, gezeichnet, inklusive eigener Engine! Das hat sich plattformübergreifend 3,23 Mio mal verkauft, der Nachfolger setzte noch 100k drauf. Ob es Gewinn gebracht hat, kann ich nicht sagen, aber die Qualität hat gestimmt und bei den Fans des Genres genießt es eine hohe Reputation. Ja selbst das wenig erfolgreiche (und zugleich zauberhafte) Child of Light war profitabel!

Generell ist der Aufwand durch Tools wie Game Maker Studio und Co. in den letzten Jahren so vereinfacht worden, dass mittlerweile einzelne Entwickler (!) Metroidvania-Titel herausbringen können, die vom Markt angenommen werden und sich amortisieren. Warum also nicht Metroid?
Das größte Problem für viele Indies ist es, genügend Aufmerksamkeit mit ihrem Produkt zu erzeugen (viele Blogs wie z.B. Polygonien hilft hier wunderbar!) und hier ist Nintendo immer noch eine ganz andere Nummer, mit ganz anderen Mitteln, eigener Hardware und Vertriebskanälen. Und sie haben Fans, die eines neues Metroid 2D wollen! Mit den Retro Studios hätte Nintendo sogar die passenden Entwickler mit an Bord, die sich mit der Marke und der entsprechenden Engine auskennen…
Was hat Tom Happ während der Entwicklung von Axiom Verge alles durchmachen müssen? Seine Tochter wurde geboren (und war schwer krank), er hat den Tod seines Hundes zum Launch verkraften müssen, er hat den schwierigen Port zur PS Vita tatsächlich durchgezogen (was wohl ohne Sony nicht gelungen wäre und wo andere schon längst aufgegeben hätten), er hat auf eine zeitraubende Kickstarter-Kampagne verzichtet und musste zu Beginn überhaupt erst einmal genug Aufmerksamkeit generieren. Man kann diese Story wunderbar in seinem Blog nachlesen!
Aber Nintendo kann ein Metroid in einem ganz anderen Umfeld entwickeln. Hier sind nicht 200 Leute nötig, ein kleines Team reicht aus. Schon das schafft Sicherheit, man hat einen etablierten Markennamen und einen Grundstock an Fans, die man nur bedienen muss!
Also anders als das, was Entwickler wie Tom Happ oder Milton Guasti sich erst mühsam erarbeiten mussten. Interessant ist aber: beide profitierten enorm von Metroid selbst (und von Nintendos Untätigkeit über all die Jahre); AM2R von der Thematik her ja sowieso. Warum sollte Nintendo hiervon also nicht selbst profitieren können?
Und übrigens: Man muss Nintendo nicht auf solche Spiele hinweisen. Sie kennen sie. Siehe E3 2014:
I guess word must have gotten around because shortly thereafter, Reggie Fils-Aime showed up. I was at a loss for words at that point; I think I said something like, „Is that…?“ (the ellipses which were practically audible). Reggie looked at my kiosks and said, „oh yeah, that does look like Metroid,“ to which a nearby journalist quipped, „Hey, somebody needs to make a Metroid, it might as well be him!“
Things you don’t expect to happen to you, ever: Reggie shook my hand and congratulated me.
Nintendo hat sicherlich auch schon mehr über das Thema nachgedacht, als man vielleicht offiziell mitbekommen hat… Denn zum Schluss ein Leckerbissen, den ich zu diesem Thema lesen durfte: Der wunderbare Beitrag von Mama Robotnik auf NeoGAF:
My research into Retro Studios’ unmade Metroid 2 Remake & Metroid 1.5
One of my greatest discoveries during my research is finding the holy grail: the internal Retro Studios Proposal Document for a rejected Metroid Prime game.
This is an amazing piece of research and game journalism
Und der Stoff, aus dem die Träume sind! 😉
Update 16.10.2017: Nintendo hat am 15. September 2017 Metroid: Samus Returns für den 3DS herausgebracht. Von der Presse gefeiert, bleibt abzuwarten, wie erfolgreich der VKZ ausfallen werden.
Dies erklärt natürlich auch, warum Nintendo hier so stark auf AM2R reagiert hat. Metroid ist jedenfalls nicht tot, ganz im Gegenteil – und das ist gut so!