CD-Sound für das SNES gibt es nun seit ein paar Jahren und nennt sich MSU-1: Diese Technik ermöglicht es per ROM-Patch dem SNES ein CD-Laufwerk vorzugaukeln und damit kristallklaren CD-Sound zu integrieren. Vor bald 6 Jahren hatte ich einen Artikel dazu veröffentlicht.
Die Konkurrenz, das MegaCD aka SEGA-CD konnte das schon vor 30 Jahren. Dadurch, dass aber viele CD-Laufwerke mit technischen Problemen zu kämpfen haben und generell die Hardware-Preise stark angezogen haben, gibt es vermehrt eine Nachfrage nach einem CD-Ersatz für das MD…
Die Firma Terraonion lieferte dafür 2019 einen passenden Ersatz: MegaSD, ein Modul, dass nicht nur die Möglichkeit besitzt, MD-ROMs abzuspielen, sondern auch CD-Images – selbst ohne Laufwerk, rein auf FPGA-Basis (also quasi ein ODE = Optical Drive Emulator). Mit inbegriffen: Eine MSU-1-ähnliche Technik namens MD+: Damit sind CD-Soundtracks bei „normalen“ Mega-Drive-Spielen möglich:
Mitte 2020 veröffentlichte Szene-Veteran „Mr. Everdrive“ Krikzz sein Konkurrenz-Modul, das Mega Everdrive Pro (MEP). Interessanterweise ebenfalls mit den gleichen Features, allerdings mit ein paar Verbesserungen. Dadurch, dass der genannte MSU-MD-Code im Gegensatz zu MD+ frei verfügbar ist, konnten in kürzester Zeit viele MD+-Projekte für MSU-MD portiert werden. Auf Zeldix sind mittlerweile über 50 Projekte umgesetzt oder in Arbeit.
Dazu eine Übersicht, was das Modul im Gegensatz zu den schon erhältlichen Versionen kann:

Was allerdings (noch) nicht funktioniert, sind Savegames für CD-Spiele oder MSU-MD und das ist wohl technisch alles andere als trivial. Lediglich für Mega Drive (unten + Start) oder Master System (unten + A+B) bietet das Modul diese Möglichkeit. Bei CD/MSU-MD muss man also auf die internen Möglichkeiten der Spiele selbst setzen (Passwort, SRAM, CD Backup RAM, welches das MEP übrigens emuliert).
Ein paar weitere Features möchte ich dennoch noch herausheben:
„YM2413 core for Master System games„: Der YM2413-FM-Soundchip von Yamaha ist quasi ein etwas kostengünstiger OPL2-Soundchip. Dessen Nachfolger, den OPL3 aka YFM262 kennen viele wahrscheinlich von diversen Soundblaster-Karten am PC. Der YM2413 kam lediglich in japanischen Master-Systems zum Einsatz (Sega Mark III) und verbessert die Akustik doch deutlich.
Trotzdem kann der Sound theoretisch auch auf PAL-Konsolen wiederhergestellt werden. Die meisten PAL-Spiele unterstützen den verbesserten Sound, wenn die passende Hardware vorhanden ist und mit dem MEP ist es möglich, diesen Chip direkt zu emulieren (gerade R-Type hört sich damit fantastisch an):
Nun gibt es aber noch eine weitere Option, die man vom MSU-1 auf dem SNES kennt: FMV-Support, also das Einbinden von Video-Material über die gleiche Streaming-Option wie beim Sound. Krikzz nennt diese Funktion MegaColor. Wer also schon immer mal seine Videos (als Beispiel dieses wunderbare 4K Video) auf dem MD anschauen wollte, kann dies nun tun. Mit <61 Farben und viel Dithering:

Spannend wird sein, inwieweit MSU-MD MegaColor unterstützen kann, um auch FMV-Videos in die Spiele mit zu integrieren. Im Quellcode ist diese Funktion derzeit aber noch nicht implementiert und somit eine reine Video-Abspielfunktion.
Das MEP hat aber noch eine nette, weitere Funktion: NES-Support! Was wie ein Gag klingt, ist tatsächlich möglich:

Es fällt auf: Das MD hat eine andere Farbpalette, als das NES, was sich gerade bei der Farbe ‚Gelb‘ bemerkbar macht. Das sieht man bspw. sehr deutlich bei Super Mario Bros. 3:

Gerade die aufwändigeren Spiele produzieren Fehler, siehe das obige Bild. Vom NES läuft wohl das meiste von Mapper 1 – 3. Ansonsten gibt es auch all das gewohnte Geflacker, der Sound klingt ebenfalls ein wenig anders. Krikzz sagt selbst: Die Funktion ist nur rudimentär umgesetzt:
- NES core has limited compatibility. Refer to user manual for details.
- NES core currently supported only for NTSC systems.
Was vielleicht noch die ein oder andere Person interessiert, ist Game-Gear-Support. Dadurch, dass der GG dem Master System sehr ähnlich war und es viele Ports gibt, kursierte über Jahre die Idee, ein Aufsatz wie der Super-Gameboy als Super- oder Mega-Game-Gear könnte realisiert werden.
Das ist leider aus farbtechnischer Sicht nicht möglich: der Game Gear kann 4096 Farben darstellen, 32 gleichzeitig, das MD nur 512, dafür aber 61 gleichzeitig. Das Master System 64, davon 31 gleichzeitig. Ja, beim MD kann man mit Schattierungen und anderen Effekten noch Tricksen, das Grundproblem bleibt aber:
Auch wenn man es schafft, die Cartridges des GG in den Schacht des MD zu bekommen, ist das MD weiterhin für die Darstellung zuständig und weiß erst einmal nicht, wie es mit den (Mehr-)Farben umgehen soll. So wird das z.B. bei GG2SMS gemacht. Das ist jetzt nicht ganz optimal, aber die daraus erzeugten ROMs lassen sich mit dem MEP auf einem MD abspielen.
Es gibt aber Darstellungsprobleme, weil der Bildschirmausschnitt des GG deutlich kleiner ist als das Bild des MS und so teilweise Sprites am Bildschirmrand nicht mehr dargestellt werden. Einfacher wäre es wahrscheinlich, einen GG mit TV-Out zu modden, aber was heißt schon „einfach“?
Bleibt als letztes noch das 32X: Das wird ebenfalls unterstützt, aber nicht vom FPGA-Core simuliert. Heißt: Ihr benötigt ein echtes 32X, setzt es oben auf das MD und dann kann per MEP auch die (karge) Software-Landschaft des 32X abgespielt werden. Direkt im Modul selbst ist es aufgrund der Hardware-Komplexität nicht möglich, aber immerhin wird der SVP-Chip in Virtua Racing unterstützt.
Interessant ist die Kombi für die wenigen SEGA-MegaCD-32X-Spiele, da hier die Qualität der FMV-Sequenzen deutlich erhöht wird (das 32X unterstützt 32,768 Farben):

Denn so sehen die FMV-Sequenzen des MegaCD heutzutage aus (Tomcat Alley (via Scart-RGB & RetroTINK5X, deutsche (!) PAL-Version):
Dieser Pixel-Salat ist schwer erträglich. Ein wenig kann der RetroTINK5X-Pro hier nachhelfen:
Aber das Grundproblem bleibt: zu wenig Farben, zu große Artefakte, zu schlechte Kompression. Das Single-Speed-CD-ROM des MegaCD musste ja neben dem Ton noch weitere Bildinformationen streamen. Schwierig, bei maximal 150KB/s.
Und als letztes noch: DooM läuft. Jetzt wird man sagen: „He, das ist nicht das MD, dass das berechnet, sondern der FPGA-Chip!“ Ja. Das stimmt. Allerdings erfolgt die Videoausgabe über das MD, d.h. auch hier die Farb- und Auflösungslimitierung. Wenn schon 32X DooM (Resurrection) mangels 32X-Hardware nicht läuft, dann wenigstens so etwas wie ein DooM-MD. Und es gehen nur die derzeit genannten WADs, also bisher habe ich weder Sigil noch DooM64 zum Laufen gebracht.
Wer mit dem Kauf eines Mega Everdrive Pro liebäugelt: Das Teil ist teuer und die vielen FMV-Games sind schlecht gealtert. Trotzdem ist es das vielseitigste Everdrive-Modul für das Mega Drive. Und ja: Auch neue Spiele wie Demons of Asteborg laufen als ROM auf dem Pro (das ROM kann man eigenständig kaufen und ist beim Kauf des Moduls dabei)!
Dazu kommt noch der gute Firmware-Support von Krikzz (Link). Es gibt immer wieder neue Features und Verbesserungen, mit Master System und MD+CD hat man zudem das meiste aus der Mega-Drive-Ära abgedeckt.