Ein PAL Nintendo 64 an moderne Geräte anschließen


Will man heute alte Konsolen an moderne Geräte anschließen, fällt auf: die „alten“ Anschlüsse wie Scart, Component (YPbPr/YCbCr-Signale) oder S-Video sind selten geworden. Vielleicht gibt es noch einen Video-Eingang (Composite-Video genannt aka FBAS oder CVBS), aber da wissen wir, dass damit die Qualität niedrig ist. Gerade je größer die Geräte sind.

Das N64 wird zu unrecht als „Nebelwerfer“ verschrien. Denn es gibt Möglichkeiten, ein deutlich besseres Bild auszugeben, als das in PALien vorgesehen war. Aber der Weg dahin ist nicht so einfach wie bei anderen Plattformen. Mehr dazu in diesem Beitrag.

Welche Möglichkeiten gibt es nun also, ein PAL-N64 an neue Geräte ohne die entsprechenden Eingänge anzuschließen? Adrian Wöltche hat 2015 einen wunderbaren Beitrag erstellt, der unbedingt gelesen werden sollte!

Aber seitdem haben sich noch ein paar Dinge getan, daher will ich hier einen kleinen Einblick speziell zu PAL-Geräten geben, mit dem Ziel, das N64 per HDMI an moderne Endgeräte anzuschließen.

S-Video bei PAL als Maß der Dinge Ohne Umbau

Das N64 (PAL) ist nicht „einfach“, was seinen Video-Ausgang angeht. Ohne RGB-Mod geht nur S-Video als beste Ausgabequalität. Und leider unterstützen auch nicht alle PAL-Konsolen S-Video, gerade bei den neueren Konsolen wurde gespart:

The following console motherboards are compatible:
NUS-CPU-P-01 (Charcoal)
NUS-CPU-P-02 (Funtastic and Charcoal)

The following console motherboards are incompatible:
NUS-CPU-P-03 (Pikachu and Funtastic)
NUS-CPU-R-01 (FRA)

https://nintendo64.fandom.com/wiki/NUS-CPU(P)-03-1

Wenn ihr nun also ein N64 der ersten Baureihe habt (P-01/02): Hier gäbe es die fast immer baugleichen Bitfunx/Kaico/RetroScaler/[PutYourCompanyNameInIt]-Adapter. Wichtig: Diese müssen „gelb“ sein, meist steht dort noch 2x Line Doubler drauf:

Die Qualität entspricht anderen (teureren) Lösungen wie dem EON Super 64 [Diskussion], der (fast) nicht mehr erhältlich ist. Kostenpunkt: 50-70€. Bitfunx bietet auch ein Firmware-Upgrade-Tool an, was manche Probleme lösen kann, mein alter Adapter konnte jedoch nicht geupdatet werden.

Es wird im Gegensatz zu den meisten anderen Adaptern nicht FBAS/Composite verwendet, sondern das S-Video-Signal abgegriffen und als Besonderheit wird die Auflösung auf 480p „verdoppelt“ (Linedoubling) und in ein echtes progressives Signal skaliert.

Inhaltlich basieren diese „Adapter-Lösungen“ alle auf der gleichen Hardware des RetroTINK-2X (es wird nur noch der RetroTINK2X-Pro vertrieben, aufgrund der chinesischen Copy-Cats). Diese Hardware bringt daher auch eine Smoothing-Option mit, die das Bild weicher erscheinen lässt und Kanten verschwinden lässt (eine Art Anti-Aliasing quasi). Das kann gerade beim N64 und den vielen 3D-Spielen hilfreich sein.

Oder man nimmt einen RetroTINK-2X-Clone (ODV für ca. 65€, manchmal auch für 40-60€ aus China). Dazu sollte noch ein ordentliches S-Video-Kabel her, das kostet ~50€ (für PAL!) mit allem drum und dran (VAT & Versand nach DE sind inklusive da der Versand aus Irland erfolgt, nicht UK!). Alternativ für 56€ aus DE. Achtung: es gab dazu nie ein offizielles Kabel seitens Nintendo, nicht, dass ihr da vergeblich sucht.

Das ist viel Geld, daher die Frage: NTSC-Kabel sind doch deutlich günstiger (ca. 34€), gehen die auch? Eigentlich schon! Meist handelt es sich im Handel um S-Video-Kabel für die Verwendung an NTSC-Geräten. Der RetroTINK 2X kann die fehlenden Bauteile im Kabel oder der Konsole ausgleichen – das kann allerdings auch nicht immer klappen.

Ein paar S-Video-Kabel habe ich so selbst verglichen und es zeigt sich relativ eindeutig, welchen Einfluss gute Kabel in diesem Bereich haben: S-Video mit FBAS-Option sind bauartbedingt schon schlecht geschirmt, es laufen „Wellen“ durch das Bild (Schachbrett-Muster) und der Ton kann je nach Setup knarzen.

Kostenpunkt: 80-100€, von der Bildqualität so gut wie identisch mit den „gelben“ Adaptern, aber flexibler in der weiteren Nutzung: auch andere Geräte können hier angeschlossen werden, denn als Eingänge stehen Component, Composite und S-Video zur Verfügung. Das sieht ordentlich aus und sollte für den preisbewussten N64-Spieler mit etwas Anspruch gut ausreichen:

Links: RetroTINK2X mit VGP-S-Video-Kabel mit Smoothing aktiviert | Rechts: Ohne Smoothing

Finger weg von generischen HDMI-Adaptern!

Achtung: Den Rest könnt ihr in die Tonne kloppen: es wird lediglich das Composite/FBAS-Signal verwendet, durchgeschliffen und hochskaliert. Das schont vielleicht den Geldbeutel, ist aber nicht zu empfehlen: Sättigung, Kontrast, Schärfe und Helligkeit leiden bei der Konvertierung, die Eingabeverzögerungen sorgen für Frust, sogar Ton-Probleme sind nicht selten!

Ich nenne diese Geräte „generische HDMI-Adapter“. Ein paar Beispiele habe ich zusammengetragen, warum diese Kabel ihr Geld nicht wert sind:

Übrigens: auch wenn das N64 ein recht ordentliches Composite-Bild erzeugt, so entsteht gerade bei viel Schrift das sogenannte „Color-Bleeding“ (die Farben beginnen zu vermischen), neben Nachteilen wie ein grundsätzlich kontrastärmeres und weniger stabiles Bild:

Links: FBAS (Composite) | Rechts: S-Video
Links: FBAS (Composite) | Rechts: S-Video

Ist ein RGB-Mod wirklich besser?

Ja, die Bildqualität wird noch besser, wobei das N64 schon von Haus aus ein gutes S-Video-Signal produziert. Andererseits ist ein Umbau deutlich aufwändiger und kostspieliger als die Plug-n-Play-Versionen.

Für einfache Umbaumaßnahmen kann man im Circuit-Board vorbeischauen (40-50€, je nach Mod, zuzüglich der benötigten Bauteile). Dann wird z.B. die RAD2XLösung interessant (ca. 80€), was das „offizielle RetroTINK2X-Adapter-Pendant ist, ein OSSC (>120€) oder ein GBS-C (>60€, mein derzeitiges Lieblingsgerät, mittlerweile komplett für 85€ erhältlich).

Oder man greift gleich zu den Premium-Varianten RetroTINK5X, RetroTINK4K, Morph 4K oder OSSC Pro. Das im Detail würde aber diesen Artikel sprengen und ist eine Preisklasse >380€ aufwärts. Nur so viel: Der RetroTINK4K schafft es sogar aus einem ungemoddeten PAL-N64 mit S-Video (!) ein entsprechend beeindruckendes Bild zu zaubern:

Quelle: Wobbling Pixels: https://twitter.com/WobblingP/status/1764323417308684671/photo/4

Kostenpunkt: Es ist wirklich schwer hier Zahlen zu nennen, denn wer alles selbst modden kann (bspw. RGB-Mod und GBC-S), kommt günstiger weg, benötigt jedoch Zeit und ausreichende Lötkenntnisse. Wer alles „einkaufen“ muss (also auch den Umbau), zahlt insgesamt locker >250€.

Welcher RGB-Mod ist der Richtige?

Es gibt unterschiedliche Mods (Tim Worthington, Voultar, F_L_a_S_H, DIY), mit denen man sich befassen kann. Meine Empfehlung ist die Lösung von Borti aka borti4938 aka Peter (N64RGB, fertig ca. 70€), da sie mit (fast?) allen N64 geht, egal ob PAL oder NTSC.

Noch besser ist seine N64-Advanced-Lösung N64Adv (fertig ab 125€), diese bringt die meisten Funktionen mit (z.B. OSD, Linedoubling, also 240p/288p auf 480p/576p Ausgabe). Ist aber verhältnismäßig teuer und kaum mehr erhätlich. Im Vergleich zu klassischen und günstigeren THS7374/7314-Boards (~17€) sind beide Lösung essentiell, denn:

Die günstigen RGB-Mod-Lösungen gehen nicht mit einem PAL-N64, hier helfen bspw. nur N64RGB bzw. N64Adv! Somit ist ein Einstiegs-Mod bei einem NTSC-N64 zwar einfacher und billiger als bei einem PAL-Gerät, jedoch laufen dann Original-PAL-Spiele nur via Import-Adapter (oder UltraPIF-Lösung). Und auch nicht alle NTSC-Geräte sind kompatibel! Die Suche nach französischen RGB-PAL-N64 ist mittlerweile überholt (da zu teuer und kaum mehr verfügbar).

Warum Dann nicht einfach ein NTSC-N64?

Eine Zeit lang wurde auch empfohlen, einfach ein NTSC-N64 zu nehmen und günstig per THS7374/7314-Board zu modden, gerade wenn man sowieso nur per Flashcart spielen will. Das kommt noch aus einer Zeit, wo man bspw. japanische N64-Konsolen für <20€ inklusive Versand (!) bekam. Aber die Preise für NTSC-N64-Konsolen sind mittlerweile sehr stark gestiegen (>85€), dass es sich wieder lohnt, ein (eventuell schon vorhandenes) PAL-N64 mit einem guten Mod auszustatten (also N64RGB). Erst recht, wenn man ein PAL N64 sowieso schon zu hause hat.

Und dann natürlich noch ein Scart-RGB-Kabel?

Es wird natürlich immer ein gutes Scart-RGB-Kabel benötigt, diese gibt es ab 20€, wobei nach oben vieles offen ist (~45€). In der reinen Bildqualität gibt es zwischen den RGB-Lösungen keine nennenswerten Unterschiede (das N64Adv mal ausgenommen, hier ist man schon nah am perfekten Bild für analoge Signale). Das Bild ist auf jeden Fall nochmal besser als  S-Video:

Links: S-Video | Rechts: RGB

Sollte man dann nicht gleich auf eine HDMI-Lösung greifen?

Das ist auf längere Sicht wahrscheinlich die beste Option:

  1. Die Konsole ist gleich angeschlossen
  2. Es kommen mittlerweile Premium-Scaler auf den Markt (RetroTINK4K, OSSC Pro und Morph 4K), die allesamt über HDMI-In verfügen und dann nochmal das Bild weiter aufwerten können (Scaling bis 4K, gute Comb-Filter,…) oder mit Zusatzfeatures unterstützen (Scanlines, CRT-Masken, bis hin zu VRR, HDR oder BFI).

Allerdings bleibt es dabei:

Es gibt mit UltraHDMI eine knackscharfe Möglichkeit. Mit zwei Haken: das ist sehr teuer (>250€) und selbst wenn Geld keine Rolle spielt, so ist die Platine so gut wie nicht erhältlich. Aber es gibt Aussicht auf Besserung!

Mit PixelFX‘ N64 Digital gibt es eine sehr ähnliche Lösung, die darüber hinaus noch unzählige Features mitbringt. Mittlerweile bietet PixelFX eine einheitliche Produktreihe namens RetroG.E.M. an (auch für PSX und PS2). Unterschiede gibt es in den Features: Nur mit der „Shiny-Variante“ bekommt den vollen Funktionsumfang vom N64 Digital, das kostet dann aber auch gleich >200€ statt >130€. Dafür gibt es am Ende das beste Bild im Vergleich zu den „Analog-Lösungen“, höchstens noch erreichbar von Premium-Scalern wie dem RetroTINK4K.

Es gibt es auch noch einen Quasi-Nachfolger der N64Adv-Lösung, diesmal jedoch komplett digital: N64Advanced2 mit einer Hülle und Fülle an Funktionen! Eine Sache, warum gerade das sehr spannend werden kann: Es ist Open Source und ich habe dazu einen eigenen Artikel gewidmet. Mein Kindheits-N64 hat mir damit der gute BambooShadow gemodded und den Stream aufgenommen. In einer Circuit-Board-Community-Aktion gab es das N64-Adv2-Kit für 125€ aufwärts.

Eine Alternative GameBox unter dem Namen 64HD (alternativer Link zum Mod) hat sich nicht so wirklich bewährt: Es wird immer wieder von Bild- und Ton-Fehlern berichtet, die Firmware ist nicht ausgereift und leider ist der Hauptkopf hinter dem Mod (R.I.P. Postman) 2023 verstorben. Wie es mit dem Mod weitergeht, steht in den Sternen. Die Features sind am ehesten mit dem des N64 RetroG.E.M. in der Basic-Variante vergleichbar, also auch nur rudimentäre Funktionen was Scanlines und mehr angeht.

Als letztes hat sich eine chinesische Lösung, sozusagen ein „low-cost low-featureset Clone des UltraHDMI„. Der Mod trägt den Namen HIGHSPEED IDO N64 HDMI (HighspeedIDO oder auch „ominöser HDMI-Mod“ genannt) und wird für extrem niedrige ~35-55€ angeboten. Little Mod Shop hat den Mod eingebaut und getestet, wo ManCloud und ich ein wenig Bildmaterial geliefert haben.

Das ist sozusagen der „niedrigste“ Einstieg in die HDMI-Mod-Welt des N64, mit vertauschten Audio-Kanälen (!), so gut wie keinen Bildeinstellungen und höchstens 720p. Neue Firmware-Updates wird es nicht geben. Aufgrund des Preises kann es aber spannend sein, den Mod in Kombination mit einem hochwertigen Scaler weiterzuverwenden oder direkt für das Streaming zu nutzen. Trotzdem: Man bekommt, was man bestellt hat. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Die Qualität gegenüber RGB kann digital nochmal gesteigert werden, auch wenn die Unterschiede nicht mehr so ganz hoch ausfallen (die Farben sind nicht ganz kalibriert und daher schwer zu vergleichen):

Links: RGB-Scart THS7374, Nintendo-GameCube-RGB-Kabel via GBS-C 1080p | Rechts: N64Digital 1080p

Oder in Kombination mit dem RetroTINK5X: Dort sind die Unterschiede kaum mehr wahrnehmbar (und nur noch bewertbar mit der Lupe):

Links: RGB-Scart THS7374, Nintendo-GameCube-RGB-Kabel via RetroTINK5X 1080p, optimal settings | Rechts: N64Digital 1080p
Links: RGB-Scart THS7374, Nintendo-GameCube-RGB-Kabel via RetroTINK5X 1080p, optimal settings | Rechts: N64Digital 1080p

Bewertung Der Lösungen

Wenn man sich die Kernlösungen anschaut, hier etwas kompakter zusammengefasst. Die Skala von 1-10 wird von mir grob eingeschätzt und ist je nach Konstellation sicherlich differenziert zu bewerten. Gerade bei den RGB-Mod-Möglichkeiten gibt es sehr viele unterschiedliche Lösungen, da noch ein externer Scaler benötigt wird (OSSC, GBS-C, RetroTINK-Scart oder gar 5X-Pro) und PAL-N64 teurer zu modden sind (bspw. mit Bortis Lösungen N64RGB oder N64Adv).

Die Rechnung ist also von so vielen Faktoren abhängig, dass man hier nicht wirklich sagen kann, was es kostet. Ein mClassic ist übrigens meiner Meinung nach Geschmackssache, ich halte nicht sehr viel davon (Kostenpunkt ~100€).

TL;DR: JETZT SAG SCHON SCHNELL…

  • Möchte man nicht modden und möglichst schnell und unkompliziert eine Lösung empfehle ich wie Adrian momentan das RAD2X-Kabel selbst ohne RGB-Mod (ca. 80€)! Oder ein gutes S-Video-Kabel und RetroTINK2X (bzw. einen ODV [Link] wer nicht an das Original kommt), da hat man für knapp 100€ eine sehr ordentliche Lösung.
  • Kann man selbst eine Konsole modden (wird günstiger) bekommt man mit RGB das beste Bild und wer schon einen Scaler hat, kann hier ein richtig gutes Bild erreichen. Da die meisten hier „kaufen“ werden oder wollen:
    • Bei RGB-Mods (ich rechne mit 70€ für N64RGBv2.1), Einbau 40-50€, dazu:
      • RAD2X (80€) oder GBS-C (ca. 85€) + 20€ für ein Kabel.
      • RetroTINK5X (400€) + 20€ für ein Kabel.
      • Ergo: RAD2X 190€, mit GBS-C 215€, mit RetroTINK5X 530€.
  • Ein HDMI-Mod wäre günstiger als ein RGB-Umbau + RT5X-Kombi. Je nach Lösung zahlt man 100 – 250€. Meine Empfehlungen sind RetroG.E.M. Shiny oder Bortis N64Adv2.

„Das war jetzt schon wieder zu viel Text… Geht’s nicht noch kürzer?“
„Ja, kauf DAS!“
„Aber…“
„Dann einfach den Beitrag lesen!“

Ausführliche Empfehlungen

Ganz ohne HDMI, wenn man ein N64 direkt anschließt und das ganze auf einer 1-10-Skala bewertet, dann würde ich sagen: RF: 0/10, Composite/FBAS 3/10 (Standard-PAL-N64-Setup, ohne Lag oder Konvertierungsprobleme wie bei diversen Adaptern), S-Video 3-6/10 (je nach Kabel, 5 – 50€).

Nur liegt die Krux darin, das N64-Signal irgendwie in den HDMI-In des eigenen Gerätes zu überführen. Und hier muss man aufpassen: Durch die Umwandlung von Composite/S-Video zu HDMI kann das vorhandene Signal schon wieder Störungen erhalten, die sich negativ auf das Bild auswirken, ergo kann Composite mit einer Einschätzung 3/10 durch einen HDMI-Adapter schlechter werden! Anbei eine Einschätzung einiger Lösungen, wobei ab 8/10 die Zusatzfeatures eventuell deutlich wichtiger werden können:

Lösung PAL-GeräteQualität Umbau? PreisKommentar
Composite to HDMI-Adapter1-2/10nein <10€ Hoher Lag, weil i.d.R. nicht für Gaming gedacht, verwaschen, das Geld nicht wert (Bild, Quelle, Link)
Generische (No-Name) 720p-/1080p-HDMI-Adapter2-3/10nein10-30€teilw. starke Bildbereinträchtigungen, Kontrastprobleme, oft Interferenzen, reines Composite-Signal, immer wieder Ton-Probleme, bei PAL-N64 teilweise gar kein Bild (!) (Link, Quelle, Video)
3in1-HDMI-Adapter*3-4/10nein~35€ Meist 720p, teilweise S-Video-Signal (?), Kontrast-/Schärfe-Farbverluste, leichtes Ghosting, eventuell knarzender Sound/Lag, Interferenzen (Bild, Quelle, Test, Hyperkin, Pound, Link, kein Support-für PAL-GameCube!)
RAD2X ohne RGB*5/10~80€Ordentliche Lösung, die das Potenzial erst durch einen RGB-Mod entfalten kann.
HDMI-Kaico/BitFunx-Adapter*6/10nein~65€ Ohne Umbau relativ gutes Bild (Bild, Quelle), dazu teilweise Probleme mit „zittrigem/welligen Bild„, was eventuell per FW-Update gelöst werden kann.
Gutes S-Video Kabel + RetroTINK2X/RetroScaler2X6/10nein~100€ Flexiblere Lösung, sehr authentisches Bild, Smoothing (Bild, mit smoothing, Link)
N64RGB + RAD2X*7-8/10ja>190€ Wenig flexibel, 480p only (Bild, Quelle), Smoothing, N64RGB reicht (Link)
N64RGB + GBS-C + Kabel*8-9/10ja>215€ Flexibel, unzählige Lösungen: klick (Video), N64RGB reicht (Link GBS-C)
N64RGB + RetroTINK5X + Kabel*9-10/10ja>380€Sehr flexibel, Features (fast) wie HDMI-Mod, N64RGB reicht, so gut wie auf HDMI-Niveau. Ab RT4K/Morph4K/OSSC Pro 10/10.
HDMI-Mod*8-10/10ja>100€Aufwändig zu installieren, aber danach die beste unkomplizierte Lösung. Unterschiedliche Mod-Varianten vorhanden (Video, Link, Einbau)
Zur Rechnung: Umbaukosten ca. 40-50€ RGB-Mod, 50-70€ HDMI-Mod.

*Anmerkungen zu den Empfehlungen

Es kommt immer auf die eigenen Ansprüche und Erwartungen an. Es gibt Leute, die wollen „Hauptsache, es funktioniert!“ und jubeln 5-Sterne bei Composite-zu-HDMI-Adaptern. Und sind vollauf damit zufrieden. Wenn das der Fall ist, sollte man sich auch nicht einmischen, alles gut.

3in1-Adapter

Was wie ein Wunder klingt, würde ich noch nicht wirklich empfehlen, es ist aber keine grundsätzlich „schlechte Lösung“ (siehe Erwartungshaltung). Gerade Hyperkin sticht hier hervor, teilweise werden nun aber Mondpreise (>85€!) für dieses 3in1-Kabel verlangt, was man auf keinen Fall zahlen sollte. MetalJesus spricht das Thema passend für seine Zielgruppe an (EON S-Video-to-HDMI, RetroTink2, Hyperkin & UltraHDMI) und wer wirklich wenig ausgeben möchte, könnte hier zugreifen. Wer damit zufrieden ist (SNES, N64, GameCube geht PAL nicht!), macht hier nicht viel falsch. Aber eine Empfehlung von meiner Seite mag ich hier nicht geben wollen.

HDMI-Kaico/BitFunx-Adapter

RAD2X

RAD2X entspricht einem RetroTINK2X als Adapter. Bietet Smoothing an wie beim RetroTINK2X. Gute Basis: zwar wird ohne RGB-Mod „nur“ das Composite-Signal verwendet, die Ergebnisse sehen dennoch besser aus, als bei den 3-in-1-Adaptern. Und man hat die Ausgangsbasis für einen RGB-Mod, die über den Lösungen ohne Mod liegt.

GBS-C oder RetroTINK5X ODER MEHR?

Der GBS-C kommt mit allem zurecht, egal, was als Ausgangs-Auflösung geliefert wird, genauso ist es beim RetroTINK5X und es gibt im Umschalten der Auflösungen keine Unterbrechung (s. Resident Evil 2). Nur solche Scaler können 480i/576i-Spiele (die sog. „Hi-Res“-Spiele) per Motion-Adaptive-Deinterlacing verbessern, RAD2X und OSSC beherrschen lediglich Bob-Deinterlacing (Vergleich Motion Adaptive vs. Bob)!

HDMI-Mod vs. Scaler

N64Digital, der Nachfolger RetroG.E.M. Shiny oder N64Adv2 bieten eine Hülle und Fülle an Einstellungen, das Bild muss in der Regel nicht angepasst werden und man braucht lediglich ein handelsübliches HDMI-Kabel. RetroTINK5X und N64Digital, RetroG.E.M. oder N64Adv2 stehen hier quasi auf einer Stufe und lassen genug Spielraum für Anpassungen des Bildes. Geht man die günstigeren Varianten durch, dann stehen HighspeedIDO und 64HD auf einer Stufe (Bild 8/10), etwas drüber RetroG.E.M. in der Basic-Variante (9/10), dann die oben genannten.

Wer noch andere Konsolen hat, sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, sich mit GBS-C, OSSC oder RetroTINK5X zu befassen. Für den Premium-Bereich stehen mittlerweile RetroTINK4K, Morph 4K und OSSC Pro zur Verfügung, die klar den Enthusiast-Bereich ansprechen und auch HDMI-Mods als Eingangssignal nutzen können.

Weitere Informationen

Eigentlich müsste man alle Quellen selbst testen. Immer mit einem Standard-Spiel. Das lohnt sich, ist aber mit extrem viel Zeit verbunden. Und man muss auch sagen: Die größten Unterschiede sind relativ einfach in den Lösungen ohne RGB-Mod sichtbar, danach wird es sehr eng: Ob man im Endeffkt einen Retro G.E.M. Shiny oder N64Adv2 nutzt, macht kaum Unterschiede und selbst ein RGB-Mod + RetroTINK5X liefert ein traumhaftes Bild.

Aber hierbei sollte man nicht vergessen, dass neben der reinen Bildqualität natürlich noch die Features wichtig sind! De-Blur (beim RGB-Mod erst ab N64RGB mit Borti-Firmware), Smoothing-Filter, CRT-Masken, Scanlines, eventuell sogar 1440p-Scaling. Hier kann man grob sagen: je teurer, desto mehr ist möglich, siehe RetroTINK5X vs. N64Digital (der RetroTINK4K ist dann das Ende der Fahnenstange). Wem viele weitere Features wichtig sind, wird diese bei den günstigen Lösungen nicht finden und erst GBS-C und Co. bieten flexiblere Einstellungen und Möglichkeiten an, das N64-Spielerlebnis so anzupassen, dass es richtig Spaß macht.

Und zu guter Letzt: Es ist alles hochgradig subjektiv und stellt nur meine Meinung dar. 😉 Wer am Ende das Bild sowieso „smooth“ und gar nicht so unendlich scharf haben möchte, sondern mehr in Richtung Authenzität gehen möchte: S-Video und CRT sind eine absolut spielenswerte Ausgangssituation, selbst Composite hat seinen Charme. Es MUSS nicht mehr sein – aber wer mehr sucht: Hier hoffe ich einfach, dass ich weiterhelfen konnte!

Line-Doubler vs. Scaler

Falls dazu noch Fragen sind: Der OSSC ist ein klassischer Line-Multiplier oder Line-Doubler: Die Grundauflösung, bspw. 240p, wird 2x (480p), 3x (720p), 4x (960p) oder 5x (1200p) vervielfältigt. Manche Geräte machen hier Probleme, weil bspw. ein 1080p-Bild erwartet wird. Es wird einfach alles weitergegeben, wie es „reinkommt“ und dies verursacht so gut wie keinen Lag.

Anders beim Scaler, wie z.B. die RetroTINK-Geräte oder GBS-C. Hier wird einfach das Bild in eine feste Auflösung umgewandelt und damit skaliert. Vorteil: Endgeräte kommen damit meist besser klar (z.B. Capture Cards oder TVs), aber es kann durch das Skalieren zu einem leicht unschärferen Bild kommen und in der Regel wird Lag verursacht. Gerade die generischen HDMI-Adapter versagen hier komplett.

Wenn nun ein 480p- oder 720p-Bild erzeugt wird und das Endgerät die native Auflösung von 1080p, 1440p oder 4K hat, dann ist das für heutige Geräte kein Problem, dieses Bild weiterzuverarbeiten. Problematisch wird es nur dann, wenn das Grundbild schon grausig aussieht (bspw. durch generische Adapter) oder gar eine interlaced Ausgabe (480i/576i) in 4K umgerechnet werden muss.

exkurs Lag

Weil das Thema einfach wichtig ist: Lag wird durch mehrere Faktoren verursacht (TV, Beamer, Funksignale des Controllers, Bildverbesserungsmodi, De-Interlacing). Es gibt seit Jahren zahlreiche Beiträge (und einen Wikipedia-Eintrag), die das Thema besprechen und bezeichnet im Prinzip die Verzögerungszeit zwischen Eingabe und Anzeige auf dem Bildschirm.

Sprich: Drückt man einen Knopf und muss man 1 Sekunde warten, bis diese Eingabe auch dargestellt wird, kann absolut nicht mehr von einem „lagfreien Spielerlebnis“ gesprochen werden. Je nach Genre merkt man dies mehr oder weniger schnell.

Hinzu kommt die Aufbereitung von Signalen durch Scaler/Linedoubler (OSSC, GBS-C, RetroTINK,…), Capture Cards oder eben Signal-Konverter (z.B. Composite auf HDMI). Ein Frame entspricht je nach Fall ca. 16,67ms (grob, je niedriger die Framerate, desto fataler ist der Lag übrigens, was beim N64 ja ein Problem ist). RetroRGB hat einen schönen Beitrag dazu gemacht, den man sich bei Interesse unbedingt anschauen sollte.

Ein Röhrenfernseher von damals mit einem kabelgebundenen Controller verursachte z.B. so gut wie kein Lag und daher ist dieses Thema gerade im Retrogaming-Bereich so wichtig: Ein LCD verursacht Lag, Bluetooth verursacht Lag (meist mehr als eine reine 2.4GHz-Verbindung), Bildverbesserungsoptionen können ganz viel Lag verursachen (dagegen helfen oft „Gaming-Modi“ ohne „Bildverbesserungsoptionen“).

Dazu eine kleine Übersicht, die ich noch mit Quellen versehen werde:

NameLag
RetroTINK2X<0,1 frames (<1ms)
RetroTINK5X Pro~0,1 frames (Firmware >2.60), 0.25 to 1.25 frames in Triple Buffering (1ms – 20ms)
RetroTINK 4K~0,1 frames (Quelle), Genlock >1ms, Triple Buffering (1 frame) (0,1 frames – 16ms)
OSSC0,1 frames (<1ms)
GBS-C0,1 – 1,25 frames (1ms – 16ms)
N64Digital bzw. Retro G.E.M.0,1 – 1 frames (1ms – 16ms)
Framemeister0,5 – 1 frames (16ms)
„Billig-Adapter-Lösungen“ (720p/1080p „Konverter/Scaler“)~3 – 5 frames (~60ms), teilweise bis 300ms
Scart 2 HDMI3,5 – 4 frames (~60ms, das ganze noch schwankend)

Zählt man nun 25ms für das Display dazu (wie in meinem Fall), 15ms für den Wireless-Controller und eventuell noch 16ms für den Scaler, ist man schnell im Bereich von >60ms in der Grundausstattung. Dazu kommt ja im Endeffekt noch das Spiel, das je nach Engine auch mal ~70ms mitbringen kann.

Lag ist bis 50ms kaum wahrnehmbar und wird i.d.R. bis 100ms nicht als störend empfunden. Ab 100ms wird der Effekt immer wahrnehmbarer und sollte daher vermieden werden (Achtung: wir reden hier nicht von Latenzzeit (Ping), Datenübertragung oder Bandbreite, diese Faktoren kommen beim Online-Gaming noch dazu!).

Beim N64 und vielen Spielen, die ja oft nur in 20 – 25 FPS laufen, ist daher jeder Frame kostbar. Und da versagen die „Billigheimer“ so gut wie immer.

Bildmaterial und mehr

Falls ihr Fragen zu meinem Setup habt: Ich betreibe derzeit ein PAL-N64 mit modifiziertem S-Video-Kabel (VGP) an einem RetroScaler 2X, dort habe ich jetzt ein N64Adv2 eingebaut, dazu ein (J-)NTSC-N64 mit THS7314-RGB-Mod und einem Nintendo-Gamecube-Scart-RGB-Kabel (Composite-Sync) an einem OSSC, GBS-C und RetroTINK5X. Dazu gesellt sich mittlerweile ein N64Digital. Hier noch ein paar Bilder (teilweise leider keine direkten Captures, sondern Fotos, einfach „Grafik in neuem Tab öffnen“, um die volle Auflösung zu erhalten):

Günstiges S-Video-Kabel an PAL-NTSC via RetroScaler 2X: das Schachbrettmuster nervt, „fließt“ durch das Bild und stört die Optik. Gutes S-Video-Kabel (Retro-Square-Shop) an PAL-NTSC via RetroScaler 2X liefer ein deutlich angenehmeres Bild.
https://circuit-board.de/forum/index.php/Attachment/154972-IMG-20200910-092014-jpg/
Original Nintendo Gamecube-Scart-RGB-Kabel an RGB-Mod-NTSC-N64 (THS7314) via OSSC + Scanlines

Composite (Nintendo-Standard-Kabel) vs. S-Video (immer gutes Kabel), PAL-N64. Zur Erinnerung: RetroScaler 2x ~ ODV ~ RetroTINK 2X:

Composite vs. S-Video
Composite vs. S-Video
S-Video vs. S-Video + Smoothing (RetrTINK2X)
Composite vs. SCART-RGB
S-Video vs. Scart-RGB

Und im Detail, man beachte, wie Composite zahlreiche Details unterschlägt:

Composite vs. S-Video

Composite vs. Scart-RGB

S-Video vs. Scart-RGB

480i-Perfect-Dark-Vergleich

Composite: Farben verwaschen, color bleeding bei „TM“, die Abstände der Zeilen stimmen teilweise nicht, das Bild ist unruhig, der Text kaum lesbar. Das Dolby-Logo ist kaum lesbar, genau wie die unterste Zeile. Die 6 bei N64 wird nicht korrekt aufgelöst (gerader Balken oben).
S-Video (VGP): Es kommt eine generelle Schärfe ins Bild, das Logo ist deutlich besser erkennbar, es gibt kein color bleeding mehr, man kann die deutlich bessere Bildqualität erkennen. Das Bild wirkt ruhiger, die Farben sind besser abgegrenzt
Scart-RGB mit Mod: Über GBS-C kommt man inklusive eine Hochskalierung vom OSSC auf ein sehr hohes Niveau, was deutlich nochmal die Schriftqualität verbessert und generell die Schärfe unterstützt. Mit dem RetroTINK5X bewegt man sich dann auf dem Niveau der HDMI-Mods.
N64Digital: Es wirkt fast schon wie ein Bild vom Emulator, ich musste ein wenig das Bild anpassen, weil ich bei den PAL-Geräten nur die PAL-Version habe, hier NTSC. Alles wirkt scharf, sogar die letzte Zeile ist nun lesbar, das Dolby-Logo wirkt klar abgegrenzt zum Hintergrund. Das Bild wurde „softer“ dargestellt, um weniger Kanten zu erzeugen.
Composite vs. S-Video
N64Digital: Smoothing off | Smoothing on

Dazu noch:

Scart-RGB vs. N64Digital

N64Digital de-blur vs. N64Digital

Videosammlung auf YouTube (CC-BY) zum N64Digital

5 Kommentare zu „Ein PAL Nintendo 64 an moderne Geräte anschließen

  1. Hallo Adrian, ich empfehl den Bitfunx/Kaico-Käse jetzt nicht mehr, einfach, weil sie alles „wegkopieren“, was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Daher empfel ich nun das Rad2X-Kabel selbst ohne RGB-Mod. Danke dir!

  2. Hallo Adrian, vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar! Und danke für deine Einschätzung!

  3. Sehr schöner Beitrag! Schade dass es so schwierig wird mit französischen PAL RGB N64, aber das war ja zu erwarten, die gibt es leider nur begrenzt.
    Was auch schon recht ordentlich funktioniert ist der RAD2X an einem unmodifizierten PAL N64, der fällt dann zwar (leider) auf Composite zurück und nicht S-Video, aber da er das Signal direkt am Anschluss digital verarbeitet, wird kein längerer analoger Signalweg über ein Composite-Kabel zurückgelegt, das Bild ist also besser als via Composite-Kabel und der Lag ist auch fein, da der RAD2X ja auf dem RetroTink basiert. Der Vergleich könnte preislich auch noch interessant sein, zumindest hatte ich inzwischen mehrere Kontakte die gezielt eine Lösung ohne Umbau möglichst günstig und einfach gesucht hatten. Und da glänzt der RAD2X finde ich nochmal enorm, weil er so einfach schon ein recht gutes Bild für einen fairen Preis liefert, meine Meinung! Viele Grüße und vielen Dank fürs Verlinken, das hat mich sehr gefreut 🙂
    Adrian Wöltche

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