Will man heute alte Konsolen an moderne Geräte anschließen, fällt auf: die „alten“ Anschlüsse wie Scart, Component (YPbPr/YCbCr-Signale) oder S-Video sind selten geworden. Vielleicht gibt es noch einen Video-Eingang (Composite-Video genannt aka FBAS oder CVBS), aber da wissen wir, dass damit die Qualität niedrig ist. Gerade je größer die Geräte sind.
Das N64 wird zu unrecht als „Nebelwerfer“ verschrien. Denn es gibt Möglichkeiten, ein deutlich besseres Bild auszugeben, als das in PALien vorgesehen war. Aber der Weg dahin ist nicht so einfach wie bei anderen Plattformen. Mehr dazu in diesem Beitrag.
Welche Möglichkeiten gibt es nun also, ein PAL-N64 an neue Geräte ohne die entsprechenden Eingänge anzuschließen? Adrian Wöltche hat 2015 einen wunderbaren Beitrag erstellt, der unbedingt gelesen werden sollte!
Aber seitdem haben sich noch ein paar Dinge getan, daher will ich hier einen kleinen Einblick speziell zu PAL-Geräten geben, mit dem Ziel, das N64 per HDMI anzuschließen.
S-Video bei PAL als Maß der Dinge Ohne Umbau
Das N64 (PAL) ist nicht „einfach“, was seinen Video-Ausgang angeht. Ohne RGB-Mod geht nur S-Video als beste Ausgabequalität (Achtung: es gab dazu nie ein offizielles Kabel seitens Nintendo, mehr dazu später). Und leider unterstützen auch nicht alle PAL-Konsolen S-Video, gerade bei den neueren Konsolen wurde gespart:
The following console motherboards are compatible:
https://nintendo64.fandom.com/wiki/NUS-CPU(P)-03-1
NUS-CPU-P-01 (Charcoal)
NUS-CPU-P-02 (Funtastic and Charcoal)
The following console motherboards are incompatible:
NUS-CPU-P-03 (Pikachu and Funtastic)
NUS-CPU-R-01 (FRA)
Wenn ihr nun also ein N64 der ersten Baureihe habt (P-01/02): Hier gäbe es den Bitfunx/Kaico-Adapter, den ich allerdings NICHT mehr empfehlen möchte und auch nicht mehr verlinke. Hintergrund ist die ätzende „Copy-All-Mentalität“ des Ladens, mehr hier und da. Die Qualität entspricht anderen (teuren) S-Video-Lösungen wie dem EON Super 64 [Diskussion], der leider (fast) nicht erhältlich ist. Kostenpunkt: 70€ (mit HDMI-Kabel).
Es wird im Gegensatz zu den meisten anderen Adaptern nicht Composite verwendet, sondern das S-Video-Signal abgegriffen und als Besonderheit wird die Auflösung auf 480p „verdoppelt“ und in ein echtes progressives Signal skaliert.
Inhaltlich basieren diese Lösungen alle auf der gleichen Hardware des RetroTINK 2X und bringen daher auch eine Smoothing-Option mit, die das Bild weicher erscheinen lässt und Kanten verschwinden lässt. Gerade beim N64 und den vielen 3D-Spielen kann das hilfreich sein.
Oder man nimmt einen RetroTINK-Clone ODV (ca. 65€, falls das Original ausverkauft ist). Dazu sollte noch ein ordentliches S-Video-Kabel her, das kostet ~50€ (für PAL!) mit allem drum und dran (VAT & Versand nach DE). Alternativ für 54€ aus DE. NTSC ist deutlich günstiger (ca. 30€), gehen die auch?
Eigentlich schon! Meist handelt es sich im Handel um S-Video-Kabel für die Verwendung an NTSC-Geräten. Der RetroTINK 2X gleicht die fehlenden Bauteile im Kabel oder der Konsole aus.
Ein paar habe ich so selbst verglichen und es zeigt sich relativ eindeutig, welchen Einfluss gute Kabel in diesem Bereich haben: S-Video mit FBAS-Option sind bauartbedingt schon schlecht geschirmt, es laufen „Wellen“ durch das Bild (Schachbrett-Muster) und der Ton kann je nach Setup knarzen.
Kostenpunkt: 80-100€, aber flexibler in der weiteren Nutzung: auch andere Geräte können hiervon profitieren, als Eingänge werden Component, Composite und S-Video angeboten. Das sieht schon sehr ordentlich aus und sollte für den preisbewussten N64-Spieler mit etwas Anspruch gut ausreichen:


Finger weg von generischen HDMI-Adaptern!
Achtung: Den Rest könnt ihr in die Tonne kloppen: es wird lediglich das FBAS-Signal verwendet, durchgeschliffen und hochskaliert. Das schont vielleicht den Geldbeutel, ist aber nicht zu empfehlen: Sättigung, Kontrast, Schärfe und Helligkeit leiden bei der Konvertierung, die Eingabeverzögerungen sorgen für Frust, sogar Ton-Probleme sind nicht selten!
Ich nenne diese Geräte „generische HDMI-Adapter“. Ein paar Beispiele habe ich zusammengetragen:






Übrigens: auch wenn das N64 ein recht ordentliches Composite-Bild erzeugt, so entsteht gerade bei viel Schrift das sogenannte „Color-Bleeding“ (die Farben beginnen zu vermischen), neben Nachteilen wie ein grundsätzlich kontrastärmeres und weniger stabiles Bild:




Ist ein RGB-Mod noch besser?
Ja, die Bildqualität wird noch besser, wobei das N64 schon von Haus aus ein gutes S-Video-Signal produziert. Andererseits ist ein Umbau deutlich aufwändiger und kostspieliger als die Plug-n-Play-Versionen.
Für einfache Umbaumaßnahmen kann man im Circuit-Board vorbeischauen (40-50€, je nach Mod, zuzüglich der benötigten Bauteile). Dann wird z.B. die RAD2X-Lösung interessant (ca. 80€), ein OSSC (>120€) oder ein GBS-C (>60€, mein derzeitiges Lieblingsgerät, mittlerweile für 85€ erhältlich). Oder die Premium-Variante RetroTINK5X, mit Steuern und Versand ist man dann allerdings auch gleich 400€ los (!), hat aber für die nächsten Jahre vorgesorgt.
Kostenpunkt: Es ist wirklich schwer hier Zahlen zu nennen, denn wer alles selbst machen kann (bspw. RGB-Mod und GBC-S), kommt natürlich günstiger weg, benötigt jedoch Zeit und ausreichende Lötkenntnisse. Wer alles „einkaufen“ muss, zahlt insgesamt locker >250€.
Welcher Mod ist der Richtige?
Und es gibt unterschiedliche Mods (Tim Worthington, Voultar, F_L_a_S_H, DIY), mit denen man sich befassen kann. Meine Empfehlung ist die Lösung von Borti aka borti4938 aka Peter (N64RGB, fertig ca. 70€), da sie mit (fast?) allen N64 geht.
Noch besser ist seine N64-Advanced-Lösung N64Adv (fertig ab 125€), diese bringt die meisten Funktionen mit (z.B. OSD, Linedoubling, also 240p/288p auf 480p/576p Ausgabe). Ist aber verhältnismäßig teuer. Im Vergleich zu klassischen und günstigeren THS7374/7314-Boards (~17€) sind beide Lösung essentiell, denn:
Die günstigen RGB-Mod-Lösungen gehen nicht mit einem PAL-N64, hier helfen bspw. nur N64RGB bzw. N64Adv! Somit ist ein Einstiegs-Mod bei einem NTSC-N64 zwar einfacher und billiger als bei einem PAL-Gerät, jedoch laufen dann Original-PAL-Spiele nur via Import-Adapter (oder UltraPIF-Lösung). Und auch nicht alle NTSC-Geräte sind kompatibel. Die Suche nach französischen RGB-PAL-N64 ist mittlerweile überholt (da zu teuer und kaum mehr verfügbar).
Warum nicht einfach ein NTSC-N64?
Eine Zeit lang wurde auch empfohlen, einfach ein NTSC-N64 zu nehmen und günstig per THS7374/7314-Board zu modden. Das kommt noch aus einer Zeit, wo man bspw. japanische N64-Konsolen für <20€ inklusive Versand (!) bekam. Aber die Preise für NTSC-N64-Konsolen sind mittlerweile sehr stark gestiegen (>85€), dass es sich wieder lohnt, ein PAL-N64 mit einem guten Mod auszustatten (also N64RGB). Erst recht, wenn man ein PAL N64 sowieso schon zu hause hat.
Und dann natürlich noch ein Scart-RGB-Kabel?
Es wird natürlich immer ein gutes Scart-RGB-Kabel benötigt, diese gibt es ab 20€, wobei nach oben vieles offen ist (~45€). In der reinen Bildqualität gibt es zwischen den RGB-Lösungen keine nennenswerten Unterschiede (das N64Adv mal ausgenommen, hier ist man schon nah am perfekten Bild für analoge Signale). Das Bild ist auf jeden Fall nochmal besser als S-Video:


Gibt es nicht auch gleich HDMI als digitale Lösung?
Es gibt mit UltraHDMI eine knackscharfe Möglichkeit. Mit zwei Haken: das ist sehr teuer (>250€) und selbst wenn Geld keine Rolle spielt, so ist die Platine so gut wie nicht erhältlich. Aber es gibt Aussicht auf Besserung!
Mit PixelFX‘ N64 Digital gibt es eine sehr ähnliche Lösung (leider schon wieder ausverkauft, soll aber wieder produziert werden, Kostenpunkt ~200€), die darüber hinaus noch unzählige Features mitbringt. Es bleibt jedoch dabei: Es muss eine Platine eingebaut und das Gehäuse modifiziert werden. Dafür gibt es am Ende das beste Bild im Vergleich zu den „Analog-Lösungen“:
Last but not least gibt es auch noch einen Quasi-Nachfolger der N64Adv-Lösung, diesmal jedoch (sehr wahrscheinlich) komplett digital: N64Advanced2 mit einer Hülle und Fülle an Funktionen! Eine Sache, warum gerade das sehr spannend werden kann: Es soll Open Source werden, dazu habe einen eigenen Artikel gewidmet!
Eine Alternative kann demnächst von GameBox unter dem Namen 64HD erworben werden. Hier wäre der Einstieg deutlich günstiger (>125€ ohne Einbau) und auch erhältlich. Allerdings nicht auf dem Niveau von UltraHDMI, N64Digital oder N64Adv2. Maximal 720p/60 oder 1080p/30 soll möglich sein, dazu nur rudimentäre Funktionen was Scanlines angeht. Näheres gibt es, wenn das Produkt auf dem Markt ist.
Die Qualität gegenüber RGB kann digital nochmal gesteigert werden, auch wenn die Unterschiede nicht mehr so ganz hoch ausfallen (die Farben sind nicht ganz kalibriert und daher schwer zu vergleichen):


Oder in Kombination mit dem RetroTINK5X: Dort sind die Unterschiede kaum mehr wahrnehmbar (und nur noch bewertbar mit der Lupe):




Ein letzter Hinweis noch: Auch mit diesen Lösungen gibt es kein „Region-Free-N64„. Das ist die Thematik CIC/PIF. Wie das mit dem N64Digital funktioniert, hat Peter hier erläutert. D.h. auch diese Digital-Lösungen machen ein N64 nicht gleich „region free“, zumal die Modulschächte zwischen NTSC-US und NTSC-JAP bzw. PAL unterschiedlich sind. Aber das würde Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Bewertung Der Lösungen
Wenn man sich die Kernlösungen anschaut, hier etwas kompakter zusammengefasst. Die Skala von 1-10 wird von mir grob eingeschätzt und ist je nach Konstellation sicherlich differenziert zu bewerten. Gerade bei den RGB-Mod-Möglichkeiten gibt es sehr viele unterschiedliche Lösungen, da noch ein externer Scaler benötigt wird (OSSC, GBS-C, RetroTINK-Scart oder gar 5X-Pro) und PAL-N64 teurer zu modden sind (bspw. mit Bortis Lösungen N64RGB oder N64Adv).
Die Rechnung ist also von so vielen Faktoren abhängig, dass man hier nicht wirklich sagen kann, was es kostet. Ein mClassic ist übrigens meiner Meinung nach Geschmackssache, ich halte nicht sehr viel davon (Kostenpunkt ~100€).
TL;DR: JETZT SAG SCHON SCHNELL…
- Möchte man nicht modden und möglichst schnell und unkompliziert eine Lösung empfehle ich wie Adrian momentan das RAD2X-Kabel selbst ohne RGB-Mod (ca. 80€)! Oder ein gutes S-Video-Kabel und RetroTINK2X (bzw. einen ODV [Link] wer nicht an das Original kommt), da hat man für knapp 100€ eine sehr ordentliche Lösung.
- Kann man selbst eine Konsole modden (wird günstiger) bekommt man mit RGB das beste Bild und wer schon einen Scaler hat: 70€ für N64RGB sind schon ausreichend (bei PAL), ganz günstig ginge es bei NTSC (ca. 17€!), aber das ist nicht das Thema. Da die meisten hier „kaufen“ werden oder wollen:
- Bei RGB-Mods (ich rechne mit 70€ für N64RGBv2.1), Einbau 40€, dazu:
- RetroTINK5X (400€) + 20€ für ein Kabel.
- Ergo: RAD2X 190€, GBS-C 215€, RetroTINK5X 530€).
- Ein HDMI-Mod wäre günstiger, ist derzeit nur leider kaum erhältlich. Mit Umbau 300€.
„Das war jetzt schon wieder zu viel Text… Geht’s nicht noch kürzer?“
„Ja, kauf DAS!“
„Aber…“
„Dann einfach den Beitrag lesen!“
Ausführliche Empfehlungen
Ganz ohne HDMI, wenn man ein N64 direkt anschließt und das ganze auf einer 1-10-Skala bewertet, dann würde ich sagen: RF: 0/10, Composite/FBAS 3/10 (Standard-PAL-N64-Setup, ohne Lag oder Konvertierungsprobleme wie bei diversen Adaptern), S-Video 3-6/10 (je nach Kabel, 5 – 50€).
Nur liegt die Krux darin, das N64-Signal irgendwie in den HDMI-In des eigenen Gerätes zu überführen. Und hier muss man aufpassen: Durch die Umwandlung von Composite/S-Video zu HDMI kann das vorhandene Signal schon wieder Störungen erhalten, die sich negativ auf das Bild auswirken, ergo kann Composite mit einer Einschätzung 3/10 durch einen HDMI-Adapter schlechter werden! Um eine Einschätzung zu geben, hier ein Versuch dazu für die folgenden Lösungen für moderne Geräte mit HDMI (nicht CRT!):
Lösung PAL-Geräte | Qualität | Umbau? | Preis | Kommentar |
Composite to HDMI-Adapter | 1-2/10 | nein | <10€ | Hoher Lag, weil i.d.R. nicht für Gaming gedacht, verwaschen, das Geld nicht wert (Bild, Quelle, Link) |
Generische (NoName) 720p-/1080p-HDMI-Adapter | 2-3/10 | nein | 10-30€ | teilw. starke Bildbereinträchtigungen, Kontrastprobleme, meist Interferenzen, reines Composite-Signal, wahrscheinlich Ton-Probleme, bei PAL-N64 teilweise gar kein Bild (!) (Link, Quelle, Video) |
3in1-HDMI-Adapter* | 3-4/10 | nein | ~35€ | Meist 720p, teilweise S-Video-Signal (?), Kontrast-/Schärfe-Farbverluste, leichtes Ghosting, eventuell knarzender Sound/Lag, Interferenzen (Bild, Quelle, Test, Hyperkin, Pound, Link, kein Support-für PAL-GameCube!) |
RAD2X ohne RGB* | 5/10 | ~80€ | Ordentliche Lösung, die das Potenzial erst durch ein RGB-Mod entfalten kann. | |
6/10 | nein | ~65€ | Keine Empfehlung mehr aufgrund der „Kopier-Mentalität“ des Ladens (Bild, Quelle), dazu teilweise Probleme mit „zittrigem/welligen Bild„ | |
Gutes S-Video Kabel + RetroTINK (Mini, 2X) | 6/10 | nein | ~100€ | Flexiblere Lösung, sehr authentisches Bild, Smoothing (Bild, mit smoothing, Link) |
N64RGB + RAD2X* | 7-8/10 | ja | >190€ | Wenig flexibel, 480p only (Bild, Quelle), Smoothing, N64RGB reicht (Link) |
N64RGB + GBS-C + Kabel* | 8-9/10 | ja | >215€ | Flexibel, unzählige Lösungen: klick (Video), N64RGB reicht (Link GBS-C) |
N64Adv + OSSC + Kabel* | 9/10 | ja | >270€ | Flexibel, unzählige Lösungen: klick (Video), N64Adv empfehlenswert (sonst -50€), aber insgesamt (zu) teuer. |
N64RGB + RetroTINK5X + Kabel* | 9-10/10 | ja | >530€ | Sehr flexibel, Features (fast) wie HDMI-Mod, N64RGB reicht, so gut wie auf HDMI-Niveau |
HDMI-Mod* | 10/10 | ja | >300€ | aufwändig zu installieren, aber danach beste unkomplizierte Lösung, sehr viele Features) (Video, Link, Einbau) |
*Anmerkungen zu den Empfehlungen
Es kommt immer auf die eigenen Ansprüche und Erwartungen an. Es gibt Leute, die wollen „Hauptsache, es funktioniert!“ und jubeln 5-Sterne bei Composite-zu-HDMI-Adaptern. Und sind vollauf damit zufrieden. Wenn das der Fall ist, sollte man sich auch nicht einmischen, alles gut.
3in1-Adapter
Was wie ein Wunder klingt, würde ich noch nicht wirklich empfehlen, es ist aber keine grundsätzlich „schlechte Lösung“ (siehe Erwartungshaltung). Gerade Hyperkin sticht hier hervor, teilweise werden nun aber Mondpreise (>85€!) für dieses 3in1-Kabel verlangt, was man auf keinen Fall zahlen sollte. MetalJesus spricht das Thema passend für seine Zielgruppe an (EON S-Video-to-HDMI, RetroTink2, Hyperkin & UltraHDMI) und wer wirklich wenig ausgeben möchte, könnte hier zugreifen (bspw. 35€ @DragonBox aus DE). Wer damit zufrieden ist (SNES, N64, GameCube geht PAL nicht!), macht hier nicht viel falsch. Aber eine Empfehlung von meiner Seite mag ich hier nicht geben wollen.
HDMI-Kaico/BitFunx-Adapter
Anmerkung: Aufgrund des „WIR KOPIEREN ALLES-Politik“ der Firmen Kaico/Bitfunx (siehe hier bspw.) werde ich KEINE Empfehlungen mehr für diesen Saftladen aussprechen. Da es unterschiedliche Auffassungen darüber geben kann, behalte ich den Abschnitt hier aber weiter, ich werde deren Produkte allerdings auch nicht mehr verlinken. Zudem halten sich „Zitter-/Wellen-Probleme“ hartnäckig auch nach Firmware-Updates.
Hier ist GANZ wichtig: Es gibt nur diesen „gelben-N64-Apater“ (sieht so aus), der ein ordentliches Bild liefert! Die günstigen Lösungen von Kaico/Bitfunx entsprechen den generischen oder den 3in1-Lösungen, wo die interne Linedoubling-Hardware fehlt, die, so weit ich weiß, auch im RetroTINK2X verbaut wurde! Daher auch der günstige Preis. Andere Lösungen wie der EON 64 machen genau das Gleiche, sehen vielleicht schicker aus, sind aber kaum erhältlich und vor allen Dingen dringen sie in eine Preisklasse (ca. >150€) vor, wo andere Lösungen deutlich interessanter werden. Die Firmware von Kaico ist mit der der Bitfunx-Adapter kompatibel.
RAD2X
RAD2X entspricht einem RetroTINK2X. Bietet Smoothing an wie beim RetroTINK2X. Gute Basis: zwar wird ohne RGB-Mod „nur“ das Composite-Signal verwendet, die Ergebnisse sehen dennoch besser aus, als bei den 3-in-1-Adaptern. Und man hat die Ausgangsbasis für einen RGB-Mod, die über den Lösungen ohne Mod liegt.
OSSC und N64Adv
Der OSSC ist mit N64Adv empfehlenswert, wenn das Signal per Linedoubling an den OSSC gesendet wird. Das eliminiert zwar nicht die Auflösungswechsel bei Spielen wie Resident Evil 2, das z.B. ständig zwischen 240p/480i hin- und herschaltet, aber es entlockt dem N64 ein extrem scharfes Bild mit einem 640×240/288er-Profil des OSSC. Ein Feature, was der OSSC momentan exklusiv hat. Allerdings ist der OSSC sehr teuer und für Streamer nicht die erste Wahl
GBS-C oder RetroTINK5X
Der GBS-C kommt mit allem zurecht, egal, was als Ausgangs-Auflösung geliefert wird, genauso ist es beim RetroTINK5X (oder Framemeister, den ich nicht mehr empfehle) und es gibt im Umschalten der Auflösungen keine Unterbrechung (s. Resident Evil 2). Und nur solche Scaler können 480i/576i-Spiele (die sog. „Hi-Res“-Spiele) per Motion-Adaptive-Deinterlacing verbessern, RAD2X und OSSC beherrschen „nur“ Bob-Deinterlacing (Vergleich Motion Adaptive vs. Bob).
HDMI-Mod vs. Scaler
N64Digital bietet eine Hülle und Fülle an Einstellungen, das Bild muss in der Regel nicht angepasst werden und man braucht lediglich ein handelsübliches HDMI-Kabel. RetroTINK5X und N64Digital stehen hier quasi auf einer Stufe und lassen genug Spielraum für Anpassungen des Bildes. Bis jetzt gibt es für den N64Digital aber keine Firmware mit Motion-Adaptive-Interlacing. Das soll zwar in Arbeit sein und da die Hardware auch im kommenden Pixel Morph verwendet wird, ist davon auszugehen, dass dies nur ein temporärer Nachteil ist. Ein HDMI-Mod ist natürlich beschränkt auf ein Gerät: Wer noch andere Konsolen hat, sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, sich mit GBS-C, OSSC oder RetroTINK5X zu befassen.
Weitere Informationen
Eigentlich müsste man alle Quellen selbst testen. Immer mit einem Standard-Spiel. Der Aufwand ist immens, lohnt sich natürlich, ist aber mit extrem viel Zeit verbunden. Und man muss auch sagen: Die größten Unterschiede sind relativ einfach in den Lösungen ohne RGB-Mod sichtbar, danach wird es sehr eng.
Aber hierbei sollte man nicht vergessen, dass neben der reinen Bildqualität natürlich noch die Features wichtig sind! De-Blur (beim RGB-Mod erst ab N64RGB mit Borti-Firmware), Smoothing-Filter, CRT-Masken, Scanlines, eventuell sogar 1440p-Scaling. Hier kann man grob sagen: je teurer, desto mehr ist möglich, siehe RetroTINK5X vs. N64Digital. Wem viele weitere Features wichtig sind, wird diese bei den günstigen Lösungen nicht finden und erst GBS-C und Co. bieten flexiblere Einstellungen und Möglichkeiten an, das N64-Spielerlebnis so anzupassen, dass es richtig Spaß macht.
Und zu guter Letzt: Es ist alles hochgradig subjektiv und stellt nur meine Meinung dar. 😉 Wer am Ende das Bild sowieso „smooth“ und gar nicht so unendlich scharf haben möchte, sondern mehr in Richtung Authenzität gehen möchte: S-Video und CRT sind eine absolut spielenswerte Ausgangssituation, selbst Composite hat seinen Charme. Es MUSS nicht mehr sein – aber wer mehr sucht: Hier hoffe ich einfach, dass ich irgendwie weiterhelfen konnte!
Line-Doubler vs. Scaler
Falls dazu noch Fragen sind: Der OSSC ist ein klassischer Line-Multiplier oder Line-Doubler: Die Grundauflösung, bspw. 240p, wird 2x (480p), 3x (720p), 4x (960p) oder 5x (1200p) vervielfältigt. Manche Geräte machen hier Probleme, weil bspw. ein 1080p-Bild erwartet wird. Es wird einfach alles weitergegeben, wie es „reinkommt“ und dies verursacht so gut wie keinen Lag.
Anders beim Scaler, wie z.B. RetroTINK oder GBS-C. Hier wird einfach das Bild in einer speziellen Auflösung weitergegeben. Vorteil: Die Endgeräte kommen damit meist besser klar (z.B. Capture Cards oder TVs), aber es kann durch das Skalieren zu einem leicht unschärferen Bild kommen und in der Regel wird Lag verursacht. Gerade die generischen HDMI-Adapter versagen hier komplett.
Wenn nun ein 480p- oder 720p-Bild erzeugt wird und das Endgerät hat die native Auflösung von 1080p, 1440p oder 4K, dann ist das für heutige Geräte kein Problem, dieses Bild weiterzuverarbeiten. Problematisch wird es nur dann, wenn das Grundbild schon grausig aussieht (bspw. durch generische Adapter) oder gar eine interlaced Ausgabe in 4K umgerechnet werden muss.
exkurs Lag
Weil das Thema einfach wichtig ist: Lag wird durch mehrere Faktoren verursacht (TV, Beamer, Funksignale des Controllers, Bildverbesserungsmodi, De-Interlacing). Es gibt seit Jahren zahlreiche Beiträge (und einen Wikipedia-Eintrag), die das Thema besprechen und bezeichnet im Prinzip die Verzögerungszeit zwischen Eingabe und Anzeige auf dem Bildschirm.
Sprich: Drückt man einen Knopf und muss man 1 Sekunde warten, bis diese Eingabe auch dargestellt wird, kann absolut nicht mehr von einem lagfreien Spielerlebnis gesprochen werden. Je nach Genre merkt man dies mehr oder weniger schnell.
Hinzu kommt die Aufbereitung von Signalen, z.B. Scaler/Linedoubler (OSSC, GBS-C, RetroTINK,…), Capture Cards oder eben Signal-Konverter (z.B. Composite auf HDMI). Ein Frame entspricht je nach Fall ca. 16,67ms (grob, je niedriger die Framerate, desto fataler ist der Lag übrigens, was beim N64 ja ein Problem ist). RetroRGB hat einen schönen Beitrag dazu gemacht, den man sich bei Interesse unbedingt anschauen sollte.
Ein Röhrenfernseher von damals mit einem kabelgebundenen Controller verursachte z.B. so gut wie kein Lag und daher ist dieses Thema gerade im Retrogaming-Bereich so wichtig: Ein LCD verursacht Lag, Bluetooth verursacht Lag (mehr noch als eine 2.4GHz-Verbindung), Bildverbesserungsoptionen können ganz viel Lag verursachen (dagegen „helfen“ oft „Gaming-Modi“ ohne „Bildverbesserungsoptionen“).
Dazu eine kleine Übersicht:
Name | Lag |
RetroTINK2X | <0,1 frames (<1ms) |
RetroTINK5X Pro | ~0,1 frames (Firmware >2.60), 0.25 to 1.25 frames in Triple Buffering (1ms – 20ms) |
OSSC | 0,1 frames (<1ms) |
GBS-C | 0,1 – 1,25 frames (1ms – 16ms) |
N64Digital | 0,1 – 1 frames (1ms – 16ms) |
Framemeister | 0,5 – 1 frames (16ms) |
„Billig-Adapter-Lösungen“ (720p/1080p „Konverter/Scaler“) | ~3 – 5 frames (~60ms), teilweise bis 300ms |
Scart 2 HDMI | 3,5 – 4 frames (~60ms, das ganze noch schwankend) |
Zählt man nun 25ms für das Display dazu (wie in meinem Fall), 15ms für den Wireless-Controller und eventuell noch 16ms für den Scaler, ist man schnell im Bereich von >60ms nur in der Grundausstattung. Dazu kommt ja im Endeffekt noch das Spiel, das je nach Engine auch mal ~70ms mitbringen kann.
Lag ist bis 50ms kaum wahrnehmbar und wird i.d.R. bis 100ms nicht als störend empfunden. Ab 100ms wird der Effekt immer wahrnehmbarer und sollte daher vermieden werden (Achtung: wir reden hier nicht von Latenzzeit (Ping), Datenübertragung oder Bandbreite, diese Faktoren kommen beim Online-Gaming noch dazu!).
Beim N64 und vielen Spielen, die ja oft nur in 20 – 25 FPS laufen, ist daher jeder Frame kostbar. Und da versagen die „Billigheimer“ so gut wie immer.
Bildmaterial und mehr
Falls ihr Fragen zu meinem Setup habt: Ich betreibe derzeit ein PAL-N64 mit modifiziertem S-Video-Kabel an einem RetroScaler 2X und ein (J-)NTSC-N64 mit THS7314-RGB-Mod und einem Nintendo-Gamecube-Scart-RGB-Kabel an einem OSSC, GBS-C und neuerdings RetroTINK5X. Dazu gesellt sich mittlerweile ein N64Digital. Hier noch ein paar Bilder (teilweise leider keine direkten Captures, sondern Fotos, einfach „Grafik in neuem Tab öffnen“, um die volle Auflösung zu erhalten):


Composite (Nintendo-Standard-Kabel) vs. S-Video (immer gutes Kabel), PAL-N64. Zur Erinnerung: RetroScaler 2x ~ ODV ~ RetroTINK 2X:










Und im Detail, man beachte, wie Composite zahlreiche Details unterschlägt:
480i-Perfect-Dark-Vergleich








Dazu noch:
N64Digital de-blur vs. N64Digital
Videosammlung auf YouTube (CC-BY) zum N64Digital
Hallo Adrian, ich empfehl den Bitfunx/Kaico-Käse jetzt nicht mehr, einfach, weil sie alles „wegkopieren“, was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Daher empfel ich nun das Rad2X-Kabel selbst ohne RGB-Mod. Danke dir!
Hallo Adrian, vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar! Und danke für deine Einschätzung!
Sehr schöner Beitrag! Schade dass es so schwierig wird mit französischen PAL RGB N64, aber das war ja zu erwarten, die gibt es leider nur begrenzt.
Was auch schon recht ordentlich funktioniert ist der RAD2X an einem unmodifizierten PAL N64, der fällt dann zwar (leider) auf Composite zurück und nicht S-Video, aber da er das Signal direkt am Anschluss digital verarbeitet, wird kein längerer analoger Signalweg über ein Composite-Kabel zurückgelegt, das Bild ist also besser als via Composite-Kabel und der Lag ist auch fein, da der RAD2X ja auf dem RetroTink basiert. Der Vergleich könnte preislich auch noch interessant sein, zumindest hatte ich inzwischen mehrere Kontakte die gezielt eine Lösung ohne Umbau möglichst günstig und einfach gesucht hatten. Und da glänzt der RAD2X finde ich nochmal enorm, weil er so einfach schon ein recht gutes Bild für einen fairen Preis liefert, meine Meinung! Viele Grüße und vielen Dank fürs Verlinken, das hat mich sehr gefreut 🙂
Adrian Wöltche