Beendet: Donald in Maui Mallard


Durchgespielt: Donald in Maui Mallard (aka Maui Mallard in Cold Shadow, US-Name), ca. 120 Minuten Durchlaufzeit.
Preis: Mega Drive ca. 12-20 Euro | SNES ca. 15-25 Euro

Als ich damals die Reviews las, war mir klar: Donald + Disney + Mega Drive! Das passt! Schon Quackshot (Mega Drive, 1991) und The Lucky Dime Caper (Game Gear, 1991/1992) waren beides tolle Spiele und trotz des 3D-Wahns durch PSX und Saturn standen bei mir weiterhin 2D-Jump ’n Runs hoch im Kurs. Vor allen Dingen nach den guten Erfahrungen mit Castle of Illusion (1990), The Magical Quest (1992), World of Illusion (1992), Aladdin (1993) und Mickey Mania (1994). 1995 folgte dann Maui Mallard als eines der letzten Disney-Titel für die 16-Bitter.

Presserückschau

Betrachtet man den Titel in den Wertungen der damaligen Mags, fällt auf, dass Maui Mallard insgesamt gute Wertungen bekam:

Zeitschrift Wertung Fazit
Mega Fun 12/95 79% „Das Gameplay bietet zwar erwartungsgemäß nichts großartig Neues, überzeugt aber mit abwechslungsreichem Leveldesign und tadelloser Spielbarkeit.“
Video Games 1/96  83% „Der Orginalitätsgrad beschert, bei gleichzeitig fein abgestimmtem Schwierigkeitsgrad, eine gehörige Weile Spielspaß.“
Fun Generation 6/95  4/10 „Besonders die indirekte Steuerung und die ungenaue Kollisionsabfrage machen einem zu schaffen. Schade eigentlich um die wirklich guten Ansätze.“
Maniac 12/95  79% „Noch nie wurde Donald so witzig und einfallsreich präsentiert, das innovative Brutalo-Image regt selbst Disney-Muffel zum spielen an“

Einzig der Fun Generation-Test strafte Maui Mallard stark ab. Auf diese Kritikpunkte wird im folgenden Abschnitt eingegangen.

Das Spiel

Die Fun Generation hatte nicht ganz unrecht: Die Steuerung ist ein wenig träge, manchmal etwas ungenau (dies fällt z.B. bei den Sprungpassagen später im Spiel auf) und die Kollisionsbafrage schwächelt. Allerdings empfinde ich den Schwierigkeitsgrad nicht wirklich als schwer, da würde ich eher der Video Games zustimmen. Man kann oft getroffen werden, es gibt genug Power-Ups und das Leveldesgin sticht wirklich (positiv) hervor: Es ist sehr abwechslungsreich und es gibt viel zu entdecken (ähnelt manchmal ein wenig den Earthworm Jim Levels). Das motiviert! Die technische Präsentation überzeugt, denn die Animationen sind hervorragend, die Levelhintergründe bunt und gespickt mit Objekten, das Scrolling flüssig und sauber. Aufgrund der detaillierten Hintergründe war leider nicht immer klar ist, worauf Donald nun stehen kann bzw. worauf nun nicht.

Was die Spielbarkeit angeht: Aufgrund der schwachen Kollisionsabfrage wird man etwas zu oft durch gegnerische Attacken überrascht. Zudem ist die Auswahl der Schusswaffen etwas umständlich gewählt: Es lassen sich verschiedene Schussarten miteinander kombinieren (im übrigen sehr lustig 🙂 ), aber auf dem MD nur durch eine Taste „durchschalten“. Das kann manchmal in der Hitze des Gefechtes umständlich sein. Gut gefallen hat mir hingegen die Möglichkeit, diagonal zu schießen.

Trotzdem würde ich diese Kritikpunkte nicht so stark gewichten, um das Spiel deutlich abzuwerten. Es reicht nur einfach nicht für höhere Ansprüche, was man vor allen Dingen in den letzten beiden Leveln merkt, die doch etwas mehr Feinschliff vertragen hätten.

Das Wechseln zwischen Donald und seinem Ninja-Ego ist witzig und manchmal dringend erforderlich (ab dem 2. Level möglich). Leider fallen die Attacken etwas einfallslos aus, hier wäre durchaus etwas mehr Abwechslung drin gewesen. Die Endbosse gefallen ausnahmslos, sind nicht zu schwer, aber auch nicht zu einfach. Diese wohl dosierte Mischung motiviert zusätzlich.

Genial ist die Atmosphäre, die das Spiel wiedergibt: Die Levels unterscheiden sich allesamt stark, wirken unglaublich frisch und lebendig. Es liegt immer ein Hauch von Comic-Flair in der Luft, es macht einfach Spaß, Donald bei seinem Abenteuer zuzuschauen.

Allein schon die farbenfrohen Hintergründe, die vielen, vielen Details, die lustigen Animationen und Gegner – all das trägt dazu bei, dass das Spiel, trotz seiner Defizite, einen riesen Spaß bereitet. Wo viele Platformer mit einfallslosem Leveldesign enttäuschen (Bubsy, Zool,…) überzeugt Donald in Maui Mallard mit so vielen stimmigen Szenerien. Dadurch schaut man gern über ein paar Unzulänglichkeiten hinweg.

Die Animationen und Hintergründe sind Spitze!

All das hebt den Titel deutlich vom Genre-Einheitsbrei ab: Man will das Abenteuer einfach weiter erleben, wie in einem Cartoon. Genau das sollte ein Spiel mit Disney-Lizenz erzeugen! Der Wiederspielwert wird durch die zu sammelnden Schätze gestreckt, fällt aber sonst nicht weiter ins Gewicht. Ist man einmal durch, hat man eigentlich alles gesehen. Aber dafür wird man gute zwei Stunden bestens unterhalten.

Was Sound und Musik betrifft, so gibt es wenig Höhepunkte: Die Musik düdelt mit stimmigen Melodien vor sich hin, die Effekte können gerade in späteren Levels nervtötend sein (z.B. „There he ist! GET HIM!“: Kratz- und nervig). Schade, denn hier wäre wesentlich mehr drin gewesen, wie der nächste Abschnitt zeigt. Die Musik stammt übrigens aus der Feder von Michael Giacchino, mittlerweile Grammy- und Golden-Globe-Gewinner.

Mega Drive vs. SNES vs. PC

Eine Sache vorweg: Mir ist nicht ganz klar, wann der SNES-Titel erschienen ist. Die Mega Drive Fassung kam defintiv im Dezember 1995 auf den Markt, bei der SNES-Version bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nur, dass es ein wenig gedauert hat und das hatte wohl seine Gründe: Auf dem SNES wurde der Titel überarbeitet, für den amerikanischen Markt wurden sogar alle Bezüge zu Donald entfernt:

For the North American versions of the game, all Donald Duck references are omitted for unknown reasons and the main character is only known as Maui Mallard. – [Quelle]

Die Mega Drive-Fassung erschien sogar nur PAL-exklusiv, was wohl auf einen Exklusiv-Deal seitens Nintendo/Disney hindeutet.

Die Unterschiede:

  • Grafik: Diese ist auf dem SNES detaillierter (z.B. gibt es Regeneffekte), auch wurden einige Levelpassagen überarbeitet und teilweise vereinfacht. Allerdings ist der Bildschirmausschnitt beim SNES kleiner (320×240 auf dem MD, „nur“ 256×224, was Bild näher heranzommt und die Übersicht verschlechtert).
  • Musik: Die Songs klingen auf dem SNES exzellent und haben deutlich mehr Volumen (Vgl. Mega Drive vs. SNES). Ein klarer Pluspunkt für das SNES!
  • Gameplay: Schwierig zu bewerten. Auch das SNES bietet eine nicht ganz pixelgenaue Steuerung. Trotzdem wirkt sie einen Tick genauer. Das Level „The Flying Duck man“ ist auf dem SNES im übrigen deutlich einfacher.
  • Inhalt: Die SNES-Fassung ist ganz klar „kindlicher“ ausgefallen. Hier wurden viele „dunklere“ Elemente herausgenommen oder entschäft. Alles wirkt fröhlicher und weniger bedrohlich, die Farben sind bunter, die Gegner weniger grimmig.

Es gibt noch eine PC-Version (basierend auf der Mega Drive-Fassung) mit einem wundervollen orchestralen Soundtrack, der auf CD absolut überzeugt. Die Auflösung wurde anscheinend auf SVGA (640×480) hochgeschraubt. Schade, dass das Spiel nie auf dem MegaCD erschienen ist.

Die PC-Version ist leider nicht mehr auf WinXP/Win7 lauffähig und höchstens mit dem Win95-Kompatbilitätsmodus spielbar. Kann es leider nicht testen.

Über die Game Boy Fassung (erschien erst 1998) sollte man lieber den Mantel des Schweigens hüllen:

It is a beyond terrible port with some of the worst controls experienced on the Game Boy. The graphics are messy and confusing and the music is an embarrassment, consisting of tone deaf melodies and noise. There is also no password feature. [Quelle]

Alles in allem würde ich eher die SNES-Version empfehlen. Schön wäre es natürlich, wenn es irgendwann mal eine PC-Fassung via GOG.com geben würde. Einen Community Request gibt es schon mal.

Fazit

Konnte Donald nun die Erwartungshaltung erfüllen? Für meine Begriffe ja! Zwar spielt der Titel nicht in einer Liga mit den erstgenannten Disney-Klassikern, aber dennoch ist Maui Mallard ein guter Titel. Das Problem war damals viel mehr die unpassende Markteinführung: Kein US-Release für die MD-Fassung, Zeitdruck für das „letzte 16-Bit Weihnachtsgeschäft“, eine schwache Werbekampagne, dazu die NexGen-Schlacht in vollem Gange. Ende 1995 bzw. Mitte 1996 haben die meisten Spieler wenig Interesse an einem Mega Drive bzw. SNES-Titel gehabt und für einen SAT/PSX-Titel wie z.B. Mickey Mania hat man sich dann nicht mehr entschieden. Wahrscheinlich, weil der große Erfolg der 32-Bit-Portierungen von Mickey Mania ausblieb.

Aber wer Jump ’n Runs mag und insbesondere Donald Duck als Charakter, sollte auf jeden Fall reinschauen! Disney-Fans machen mit Maui Mallard absolut nichts falsch.

Wertung:
Mega Drive [7/10]
SNES [7.5/10]

PS: Und unbedingt lesen: Remaking an Icon, the true story of Maui Mallard and Cold Shadow. Wer nach weiteren Spielen Ausschau hält, dem empfehl ich noch die Hardcore Gaming 101 Seite über die Donal Duck in Videospielen an. Herrlich!

8 Kommentare zu „Beendet: Donald in Maui Mallard

  1. Bin gerade zufällig auf den Beitrag gestoßen, weil er mir unter dem Zero-Tolerance-Beitrag angezeigt wurde. Ich fand das Spiel damals unheimlich faszinierend, nachdem ich im Club Nintendo Magazin davon gelesen hatte. Da war das Spiel meines Erachtens 1996 sogar in mehreren Ausgaben vertreten, komplett mit Levelkarten und allem Drum und Dran. Ich war einerseits ein großer Donald Duck Fan (vor allem seines Alter Ego Phantomias) und fand andererseits Privatdetektive supercool. Da war das Spiel natürlich unheimlich reizvoll, aber ich hatte leider kein Super Nintendo (und ein Mega Drive schon gar nicht). Ich kann mir allerdings nicht erklären, warum ich das Spiel nicht im Nachhinein zumindest mittels Emulator einmal nachgeholt habe.

  2. Ich war damals auch sehr fasziniert von der Grafik. Musste ich unbedingt nachholen! 😄

  3. Jepp, es sind ein paar Reviews in der Mache. 🙂 War grad Urlaubszeit, deshalb etwas weniger.

  4. Ein sehr schöner Beitrag! (Wie so viele andere hier..)
    Darf man fragen, wann es Nachschub gibt? Bin erst kürzlich auf diesen Blog gestoßen und schaue jeden Tag, ob es weiteres Lesefutter gibt.

  5. Da ist was dran. 🙂 Die meisten Lizenz-Spiele kamen damals von Capcom, Konami oder Virgin, als David Perry noch da war (danach gründete er ja Shiny). Für Disney Interactive Studios war Maui Mallard der erste Titel, denn Micky Mania war noch von Travellers Tales.

    Von Disney selbst kam nicht mehr viel nach: ein paar Spielesammlungen, Lernspiele oder Malprogramme. Schade eigentlich, denn Disney + Jump ’n Run im Rayman Origins Stil wäre echt traumhaft.

    Mittlerweile kommt aus der Disney-Feder nur noch Schrott wie Hannah Montana, G-Force oder diverse Filmumsetzungen zum Filmstart (wie soll daraus was werden?). Von Charme, Schönheit und tollen Spielen nichts mehr zu sehen…

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