SNES CD-ROM – Die Details lüften sich


!Update 22.03.2016 eingefügt! In letzter Zeit gab es ziemlich viele Informationen zum ehemals geplanten SNES CD-ROM: Mitte 2015 erschienen viele Details zum Gerät selbst und vor wenigen Tagen wurde ein angebliches Boot-Rom veröffentlicht.

Auf Kickstarter gibt es parallel dazu eine Kampage mit dem Namen „The Nintendo Playstation“ the Untold Story of the Prototype. $79 für ein physisches Buch ist es mir dann aber definitiv nicht wert, da warte ich, bis es ein mögliches Buch tatsächlich in den Buchhandel schafft.

Die Nintendo-CD-Story ist insgesamt sehr faszinierend. Nintendo hatte mit Philips und Sony zwei Lösungen in der Schublade und am Ende hat man sich dann komplett gegen die CD-ROM entschieden. Mit der Konsequenz, dass sich Philips und Sony selbst auf dem Konsolenmarkt etablieren wollten.

Überhaupt ist das abgebrochene CD-Experiment Nintendos das wahrscheinlich grundlegendste Ereignis in der neueren Videospielgeschichte überhaupt. Welche Auswirkungen ein SNES-CD auf die gesamte Industrie gehabt hätte, ist ein interessantes Gedankenspiel. Deshalb: Her mit den „was wäre wenn“ Spekulationen…

Die Vorgeschichte

Sony und Philips waren von der CD-ROM-Technik begeistert. Und beide schielten nach der Etablierung der Audio-CD auf weitere Bereiche, wo man CDs einsetzen könnte. Dies geschah im Konsolenbereich allerdings mit unterschiedlichem Erfolg: Philips CD-I (eigentlich von der Idee her ein Multimedia-Standard), konnte sich nie wirklich entscheiden, ob es Multimedia-Zentrale oder Spielkonsole sein wollte.

Fairerweise muss man dazu sagen, dass Philips schon sehr viel früher eine Idee zu einem interaktiven CD-ROM-System hatte und Nintendo sollte die Technik einfach mitnutzen, was man dann im Juni 1991 als Option seitens Nintendos fallen ließ. Übrig blieben aus dem Deal dann nur die peinlichen Lizenz-Spiele, über die man lieber den Mantel des Schweigens hüllen sollte.

Sony hingegen entwickelte nach dem ebenfalls geplatzten CD-Deal eine eigene PlayStation, die den Markt bekanntlich komplett umkrempeln sollte. Interessant: Auch das N64 hat als PlayStation-Konkurrent auf die Silberlinge verzichtet, mit folgenschweren Konsequenzen und all den netten „was wäre wenn…“ Topics. Mittlerweile kennt man aber recht viele Details dieser verloren gegangenen Plattform…

Das SNES-CD im Detail

Nach einem im Frühjahr 2014 veröffentlichten SNES-CD-ROM Handbuch, wäre im SNES-CD-ROM-LW ein 32-Bit RISC-Chip verbaut worden (kennt man so ähnlich aus dem SEGA CD, wobei es in dem Fall ein weiterer Motorola 68000er mit 12,5 MHz war).

Die zusätzliche Power wurde in SEGAs CD-Flaggschiff bei Spielen wie Thunderhawk oder Batman Returns (Fahrsequenzen) durchaus ausgereizt, wobei damit auch keine Bäume ausgerissen wurden: Die Grundlage blieb immer das Ausgangssystem.

Im SNES-CD sollte die 32-Bit-CPU durch einen weiteren (16-Bit?) RISC-Chip mit 21.477 Mhz unterstützt werden (Quelle​). 21.477 MHz? Läuten da nicht die Glocken? Das wäre die Taktgeschwindigkeit des FX-Chips​. 🙂

Siehe dazu folgender Bericht aus dem Jahre 1992:

Mehr zu dem Thema gibt es hier. Das SNES CD-ROM könnte man sich wie folgt vorstellen: Mehr Power durch den 32-Bit RISC-Chip (zusätzliche Berechnungen, analog zum technischen Fortschritt des SEGA CD), 3D-Fähigkeiten des Super FX sofort an Bord (siehe Stat Fox) und CD-Sound (siehe SEGA CD) inklusive FMV.

MSU-1 als CD-Ersatz?

MSU-1 ist bis jetzt die beste Annäherung​ an diese ganze Geschichte: SNES-Spiele mit CD-Sound und FMV, allerdings ohne Zusatztechnik durch RISC-CPUs.

Was dem am nächsten ran kommt, wären MSU-1-Hacks von Super-FX-Spielen. Also so Sachen wie DooM, Star Fox 2 oder Super Mario World 2. Ein Star Fox 2 mit CD-Sound wäre meiner Meinung nach vielleicht die beste Annäherung an ein mögliches SNES-CD-Spiel. Allerdings gibt es derzeit noch keine MSU-1 + FX-Chip Projekte, deshalb nur mal Star Fox 2:

[media]https://www.youtube.com/watch?v=3m690yg1MN4[/media]

Man stelle sich nur vor, Nintendo hätte von Anfang an ein CD-ROM verwendet (was NEC im übrigen schon seit 1988 gemacht hat, siehe PC Engine), unabhängig vom daraus resultierenden Preis. Was bei SMW MSU-1​ noch sehr unscheinbar wirkt, ist bei F-Zero richtig cool und der Mode-7-Effekt war damals eine technische Meisterleistung, die ich heute noch gerne anschaue:

[media]https://www.youtube.com/watch?v=Oj0H4P5ROPU[/media]

Relativ klar ist auch: reine 2D-Spiele hätten so oder so kaum von einem CD-ROM profitiert. Das sieht man an Super Mario World 2 (SNES, FX-Chip 2), Sonic CD (SEGA CD) oder Mega Man X3 (Cx4, Technik wird hier beschrieben).

Zwar wird jedes dieser Spiele von Co-Prozessoren unterstützt und es gibt auch tatsächlich Effekte, die sich mit der Grundhardware nicht realisieren lassen. Aber der Unterschied zu herkömmlichen 16-Bit-Spielen fällt relativ gering aus. Die Vorteile, gerade in der Zeit zwischen 1992-1994, waren vor allen Dingen Sprite-Rotationen, (einfache) Polygon-Kulissen und Zoom- bzw. Skalierungseffekte. Aus dem Grund finde ich Star Fox 2 sehr repräsentativ für ein mögliches SNES-CD-Spiel.

SNES-CD-Spiele wären damit auch keine technischen oder grafischen Wunderwerke geworden, die man nicht auch mit einem SNES und FX-Chip hätte realisieren können. Das hat Nintendo erkannt und damit auf eine Hardware-Erweiterung verzichtet.

Der Hauptvorteil wäre wie beim SEGA CD der Sound gewesen und Video-Material in Form von FMV-Sequenzen. Nintendo ging es jedoch immer nur um die spielerischen Vorteile und sah keine entscheidenden Vorteile in der CD-Technik, zumal Hardware-Erweiterungen immer auch Verunsicherung bei den Konsumenten sorgte (siehe 32X, 64DD,…). Hinzu kam Philips Flop mit dem CD-i (1991-1993) und viele FMV-Spiele ohne spielerischen Gehalt.

Fazit

Falls es tatsächlich dazu kommen wird, dass SNES-CD-Erweiterungen nachgebildet werden können (also mit noch mehr Möglichkeiten, als was man vom MSU-1-Projekt bisher kennt), werden sich die Vorteile wohl erst einmal nur auf das Laden von CD-Rohlingen beschränken, denn spielbare ROMs, die tatsächlich von den SNES-CD-Verbesserungen profitieren, gibt es nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht.

Aber träumen darf man natürlich weiterhin… 🙂

Update 14.03.2016:

Einige SNES-Cracks (u.a byuu, Entwickler des Emus higan/bsnes) nehmen gerade das BIOS auseinander.

Ein paar Statements:

If only we had maybe 5-10 of these systems, and a single game for it, we could easily emulate it in great detail*. But with only the BIOS ROM and nothing else, we’re only ever going to be able to emulate a very small fraction of the BIOS, and most of it will likely be wrong/incomplete (yet functional.) At this point, I’m confident we’ll get to a point of running ISOs/CDs.

(* it really would be very underwhelming. With no processing power inside the BIOS cartridge, this system as it is right now would just be a stock SNES with constant, crazy-long loading times and possibly some CD audio.)

Problem Nr. 1: Es gibt bis jetzt ja keine echte Software, die ein mögliches CD-ROM unterstützen könnte. Also könnte es auch schwierig werden, hier tatsächlich was zu finden, zumal die Original-Hardware immer noch in Besitz der Veröffentlicher ist und hier wahrscheinlich ungern am Gerät geschraubt wird.

Was man schon sagen kann: Ladezeiten aus der Hölle. Wir alle kennen ja das Problem von Single-Speed-CD-ROMs zu laden. 😉

To me, the Achilles Heel of this system is the miniscule RAM content. 256KiB with a 1X CD-ROM drive. This system would have had monstrous load delays like the FDS all of the time.

Zum Thema CPU-Unterstützung:

The missing extra CPU power could have been solved by just using a BIOS cart with coprocessor (as done by various SNES game carts), so that could have been implemented without problems without needing to change the CDROM drive hardware. Even with the fastest coprocessors, the main bottleneck would have been squeezing possible highest-quality graphics through the SNES PPU hardware.

Bisher also nicht viel, was wirklich nutzbar ist, denn:

I’d be floored if anyone else ever emulates this. I wouldn’t even do it if it weren’t such an incredibly major part of gaming history lore. The whole thing is horrendously crippled by the absence of extra CPU processing power. I am very much certain that had the Sony partnership stayed in-tact, that the hardware design would have changed/extended. This was clearly an early proto (maybe they didn’t get far into protos), just to prove that „yes, we can load CD game content onto an SNES system.

Und zum Thema MSU-1:

What’s going to be tricky is if you can play back redbook audio tracks while game data is loaded in and executing. In that case, we can’t use just plain ISO. I am kind of regretting that I used „MSU1“ for thesignature of my .pcm files now :/

Für die MSU1-Projekte bisher kein gutes Zeichen für einen offiziellen „Run“ auf SNES CD-Spiele über ein externes CD-ROM, die direkt spielbar sind.

Ergo: Diese Version des SNES-CD-ROMs ist vielleicht einfach nur eine Machbarkeitsstudie, ohne grundsätzliche Erweiterungen, die vllt später doch noch modifiziert worden wären.

Mehr Power hätte man wie gehabt über die Zusatzchips in den Modulen bekommen, aber das hätte auch nicht viel gebracht, sieht man ja auch beim MegaCD: Nice to have, ein paar nette Zoom- und Rotations-Effekte und natürlich der Sound + FMV. Aber Nintendo hat wohl tatsächlich wenig Mehrwerte in Sachen Spielbarkeit gesehen.

Update 14.03.2016:

Und tadaaaaa… Das SNES-CD ist nun emulierbar und die Sache ist auch noch dokumentiert! Wahnsinnig gute Arbeit von nocash und byuu.

Im übrigen:

byuu: „It literally doesn’t do a single thing better than MSU1.“ – Quelle

Ergo braucht man nun auch keine Wunderfinde erwarten.

Btw.: Was die 32-Bit-RISC-CPU angeht, wird über den NEC V810 spekuliert, den man vom Virtual Boy oder dem PC-FX kennt. Da hätte ich meine eigenen Quellen zuvor besser lesen müssen, um das rauszufinden. 😉

Aber alles geklärt ist natürlich nicht:

The best bet for a bullshit coprocessor would be the ARMv3 with an added DMA port between ARM RAM and the SNES bus. Combined with specifying the frequency of the ARM chip in the manifest, and you’d basically have all the power you could ever want. And compile your own C programs for it, too.

But again, it’d be even better if you combined that with the MSU1 instead of the SNES-CD.

Quelle

Das Thema bleibt also spannend!

 

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